„Kleine Stiche tun den Leuten weniger weh“

Privatleute scheuen große Investitionen für eine höhere Energieeffizienz und setzen auf die Politik, weiß der Energieberater Norbert Freund. Dabei können sie sich bei den derzeitigen Strom- und Gaspreisen schnell rechnen

taz: Herr Freund, was macht ein Energieberater?

Norbert Freund: Ich helfe beim Energiesparen. Das heißt, ich schaue mir bei meinen Kunden die Energiefresser an und rechne ihnen dann vor, wie sie sparen können. Meistens geht es um veraltete Heizungen oder schlecht isolierte Fenster. Viele haben den Schock der letzten Nebenkostenabrechnung noch nicht verdaut und wollen noch umrüsten, bevor es kalt wird.

Wie viel kann man sparen?

Das ist ganz unterschiedlich. Aber eine dreißig Jahre alte Heizung kann durchaus das Doppelte einer neuen verbrauchen. Oft helfen auch ganz einfache Tipps – wie beispielsweise dass man 6 Prozent seines Heizungsverbrauchs spart, wenn diese um 1 Grad runtergedreht wird.

Wenn es so einfach ist, warum machen es dann nicht alle?

Die meisten meiner Kunden schrecken erst mal zurück, wenn ich ihnen meine Planung vorlege. Für eine bessere Wärmedämmung des Hauses müssen um die 30.000 Euro aufgebracht werden. Das ist extrem viel, meistens geht es aber nur um 2.000 bis 3.000, die investiert werden müssen. Auch wenn ich meinen Kunden vorrechne, dass sie das Geld nach ein paar Jahren wieder reinbekommen: Dieser Batzen Geld bleibt das größte Hindernis.

Vielleicht können einige das Geld auch nicht aufbringen?

Das kann sein. Aber ich denke, das Problem liegt noch woanders. Es ist anscheinend vielen lieber, jedes Jahr etwas mehr zu bezahlen, anstatt einmal richtig zu investieren und danach zu sparen. So nach dem Motto: Viele kleine Stiche tun weniger weh als ein großer.

Bei steigenden Strompreisen kommt das Geld noch eher wieder rein.

Das stimmt. Die sind in meinen Rechnungen auch noch gar nicht berücksichtigt. Beim Thema „steigende Energiepreise“ habe ich oft das Gefühl, die Leute denken, dass sich nichts ändern wird. Und wenn, dann sollen die Politiker eben was tun, höre ich dann.

Oder sind die Leute einfach zu bequem?

Eigentlich werden die Leute doch hellhörig, wenn es um ihre Brieftasche geht. Ich glaube aber, dass viele mit dem Thema noch nicht so viel anfangen können. Mit dem Energiepass, der 2008 kommen soll, ändert sich das vielleicht. Dann können die Leute mit ihren Nachbarn vergleichen.INTERVIEW: MAIKE BRZOSKA