Man stelle sich diesen Sex vor!

Ein Film, der das Superhelden-Genre neu definiert. Und doch: „Die Super-Ex“ hat ein schweres Plausibilitätsproblem: Niemand würde Uma Thurman sitzenlassen. Wirklich nicht

Es ist fragwürdig, ausgerechnet einem Film des Superhelden-Genres vorzuwerfen, er sei unglaubwürdig – zumal einem Film wie „Die Super-Ex“, in dem die New Yorker Galerieleiterin Jenny (Uma Thurman) vor vielen Jahren einmal im Wald einen Meteoriten angefasst hat, seitdem Superkräfte besitzt und als G-Girl den Bedrängten und Überfallenen hilft. Dafür fliegt sie durch die Gegend, schmeißt Verbrecher in ihren Autos der Polizei vor die Zentrale und löscht brennende Hochhäuser mit ihren Wirbelkräften.

Trotzdem: Wenn die Konstruktion eines Films darauf basiert, dass eben diese Jenny einen Großteil der Filmzeit damit zubringt, sich an Matt (Luke Wilson), einem so kreuzbraven wie langweiligen Architekturbüro-Projektleiter, dafür zu rächen, dass er sie sitzengelassen hat, dann gibt es ein gravierendes Plausibilitätsproblem. Denn Uma Thurman verlässt man nicht. Schon gar nicht in diesem Film. Und das nicht nur, weil sie Uma Thurman ist.

Man stelle sich diesen Sex vor! Beim ersten Mal geht die halbe Wohnung zu Bruch. Beim zweiten Mal (sie hat sich gerade als G-Girl zu erkennen gegeben), trägt sie nicht nur ein knallenges schwarzes Lederkostüm, sie packt einen auch noch, man wird in die Höhe gerissen, kommt zehn Kilometer über Manhattan für eine Weile zum Halt, um dann im Sturzflug auf den Time Square seinen Höhepunkt zu haben! So eine Frau verlässt man wirklich nicht. Nicht mal als verklemmter Depp wie dieser Matt. Niemals. Auch wenn sie tagsüber ein bisschen rumnervt, neurotisch, besitzergreifend und eifersüchtig ist.

Zumal Uma Thurman diese Nervigkeit, Eifersucht und Unsicherheit so bezaubernd darzustellen weiß. Außerdem toll: wie souverän die Oberflächengestaltung von „Die Super-Ex“ mit dem Umstand umgeht, dass Uma Thurman älter wird. Als Jenny hat sie kleine Falten um die Augen, und man sieht ihrem Mund an, dass sie ihn des öfteren schon verzogen hat. Das sieht wunderbar aus und ist umso erstaunlicher, da es sich ja um einen Superhelden-Film handelt, ein Genre, das für schöne Frauen, die mit Superkräften gesegnet sind, sonst nur Jugend und Tragik vorsieht.

Tatsächlich geht „Die Super-Ex“ aber sehr frei mit den Konventionen des Genres um. Uma Thurman darf nicht nur komisch sein (als sie ihren Ex mit seiner blonden Bürokollegin im Bett erwischt, schmeißt sie ihnen einen Riesenhai ins Schlafzimmer, der in seinem Todeskampf die gesamte Einrichtung auffrisst!). Am Ende muss sie für ihr Glück nicht einmal mit symbolischem Machtentzug bezahlen. Sie darf ihre Superkräfte behalten.

TOBIAS RAPP

„Die Super-Ex“. Regie: Ivan Reitman. Mit Uma Thurman, Luke Wilson, Anna Faris. USA 2006, 95 Min.