S-Bahn kracht in Messbahn

Im Bahnhof Südkreuz fährt eine S-Bahn auf einen stehenden Gleismesswagen. 33 Menschen werden dabei verletzt, 2 von ihnen schwer. Sie können rasch behandelt werden. Die Unfallursache ist unklar

Von Dominik Schottner

Beim Zusammenstoß zweier Züge im Bahnhof Südkreuz sind gestern morgen 33 Menschen verletzt worden, 2 von ihnen schwer. Um 10.35 Uhr war aus bislang ungeklärter Ursache eine S-Bahn der Linie 25 frontal mit einem stehenden Gleismesswagen kollidiert. Der Unfall ereignete sich auf Gleis 3, das für die S-Bahn nicht freigegeben war. Die für die Sicherheit der Bahn zuständige Bundespolizei hat die Ermittlungen übernommen. Ihr Sprecher, Jörg Kunzendorf, sagte der taz, mit Einzelheiten zu Ursache und Verlauf des Unfalls sei heute zu rechnen.

Die S-Bahn war auf dem Weg von Teltow-Stadt nach Hennigsdorf, als sie mit dem Reparaturfahrzeug zusammenstieß und es auf dem Gleis um rund 20 Meter verschob. Die Windschutzscheibe des Führerhauses der S-Bahn brach infolge der Kollision aus dem Rahmen und flog auf die Gleise. In den Waggons barsten einige gläserne Trennwände aus der Halterung. Auf dem Bahnsteig waren Blutspritzer zu sehen.

Rund 180 Fahrgäste befanden sich laut Bundespolizei zum Unfallzeitpunkt in den Waggons. Die Verletzten, unter ihnen auch der Zugführer der S-Bahn sowie der des Gleismesswagens, wurden zur Behandlung und weiteren Kontrollen in umliegende Krankenhäuser eingeliefert. Die beiden Schwerverletzten, ein 25- und ein 30-Jähriger, schwebten zu keinem Zeitpunkt in Lebensgefahr, ihre Verletzungen seien jedoch „ernst“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Die meisten Opfer hätten wegen des Aufpralls Platzwunden, Prellungen oder Stauchungen erlitten, so ein Bahnsprecher. Einige hätten am Nachmittag das Krankenhaus bereits wieder verlassen können.

Ein Sprecher der Feuerwehr sagte über den Einsatz: „Wir haben Glück im Unglück gehabt.“ Die Bedingungen, unter denen die Rettungskräfte gearbeitet haben, seien „günstig“ gewesen. So erklärt sich, warum binnen weniger Minuten 130 Rettungskräfte von Feuerwehr und Polizei vor Ort waren und ihn weiträumig absperrten. „Die waren verdammt schnell“, sagte eine Verkäuferin einer Bäckerei in der Wartehalle über dem Unfallort. Auf dem Busbahnhof vor dem Bahnhof drängelten sich zeitweilig bis zu 46 Einsatzfahrzeuge. Über dem Gebäude kreiste ein Rettungshubschrauber.

„Der Gleismesszug fuhr nach einem besonderen Einsatzplan“, sagte Gisbert Gahler von der S-Bahn Berlin der taz. Warum gleichzeitig ein Personenzug einfuhr, sei noch nicht geklärt. Zumal es normalerweise keine Einfahrtsgenehmigung gibt, wenn sich ein Fahrzeug im Gleisbereich befindet.

Kurz nach dem Unfall traf Innensenator Ehrhart Körting (SPD) am Ort des Geschehens ein. Der Nachrichtenagentur dpa sagte Körting, es gebe keine Anzeichen für einen terroristischen Anschlag.

Im weiteren Verlauf des Tages fuhren die Züge der S-Bahn-Linien 2 und 25 mit teils erheblicher Verspätung. Der Betrieb auf der Ringbahn sowie der Fernverkehr waren nicht betroffen.

Größere Unglücke sind im Öffentlichen Nahverkehr Berlins selten. In den vergangenen Jahren kam es jedoch zu mehreren Beinaheunfällen; zumeist waren es Brände in den Tunneln von S- und U-Bahn. Beispielsweise im August 2004, als im Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn ein Brand in einem Waggon der Linie 2 ausbrach.