Nah am Wasser gebaut

Das Büro für Wasserkraft in Bad Sassendorf fördert die regenerative Stromerzeugung. Ein Vorzeigeprojekt ist das neue Kraftwerk in Hamm: 850 Haushalte soll es mit Ökostrom versorgen

VON DOMINIK ELTGES

Dass Öl und Kohle knapp werden, ist nichts Neues. Aber welche Alternative bietet sich an? Eine Möglichkeit ist die Wasserkraft. Laut Stefan Prott vom landeseigenen „Büro für Wasserkraft“ könnte heute schon diese Art der Energieerzeugung den Grundbedarf an Strom in Deutschland decken. Und: Wasser ist krisensicher. Es ist unerschöpflich. Rund um die Uhr fließt es die Flüsse runter. Bei Braunkohle und Erdgas sind sich die Wissenschaftler dagegen einig: Die Ressourcen gehen zur Neige – und schaden dem Klima. Bei ihrer Verbrennung wird Kohlenstoffdioxid freigesetzt, was gleichzeitig zur Erderwärmung führt. Die verstärkte Nutzung der Wasserkraft könnte helfen diese Probleme in den Griff zu bekommen.

Das Land Nordrhein-Westfalen fördert seit 1987 diesen nachhaltigen Energietyp, mit dem 2005 laut Landesministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie rund 7 Prozent (0,53 Terrawattstunden) des Stroms der Erneuerbaren Energien erzeugt worden sind. Die Regierung bezuschusst 161 Wasserkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von mehr als 15 Megawatt mit jährlich 11,5 Millionen Euro. Geregelt wird die Förderung durch das Landesprogramm „Rationelle Energieverwendung und Nutzung unerschöpflicher Energiequellen“ (REN-Programm). Aktuell werden rund 30 Projekte durch das Büro für Wasserkraft begleitet und vorangetrieben.

Der Leiter des Büros, Stefan Prott, setzt auf fachübergreifende Zusammenarbeit mit allen Interessenten rund um die Wasserkraft. „Wasser ist ein Energieträger mit Zukunft“, so Prott. Das Büro wurde im Rahmen der Landesinitiative Zukunftsenergien NRW im Sommer 2001 ins Leben gerufen und ist im Landwirtschaftszentrum im ostwestfälischen Bad Sassendorf angesiedelt. „Die Arbeit des Büros für Wasserkraft der Landesinitiative Zukunftsenergien NRW verzeichnet kontinuierliche Erfolge in der technischen sowie ökologischen Optimierung laufender Wasserkraftanlagen. Dabei handelt es sich um Reaktivierungsvorhaben kulturhistorischer bedeutender Wasserkraftwerke und die Erschließung bisher nicht genutzter Wasserkraftressourcen “, erklärt der Geschäftsführer der Landesinitiative Zukunftsenergien NRW, Frank-Michael Baumann.

Ein Vorzeigeprojekt ist die Wasserkraftanlage in Hamm an der Lippe. Mehr als 2,8 Millionen Kilowattstunden klimafreundlicher Strom sollen jährlich erzeugt werden. Die Anlage fungiert als „gewässerökologisches Konzept mit Vorzeigecharakter“, sagt Prott. Landesumweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU), der das Werk im Mai in Betrieb nahm, verkündete, dass das Wasserkraftwerk in Hamm jedes Jahr 1.800 Tonnen CO2 einsparen werde. Hinzu komme eine Energieversorgung für rund 850 Haushalte, die mit der heimischen Ressource sichergestellt werde. Das Umweltministerium fördert die Anlage in Hamm mit rund 150.000 Euro. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bestärkt solche Projekte, indem eine Einspeisevergütung in Höhe von 9,67 Cent pro Kilowattstunde gewährt wird.

Wer sich aktiv an der Wasserkraftnutzung beteiligen möchte, für den hat das Forschungsinstitut Wasser und Umwelt der Uni Siegen eine robuste, effiziente und auch preiswerte Lösung parat. Das Wasserkraftwerk für den Garten zum Selberbasteln kostet schlappe 2.500 Euro.