Viele Tonnen werden teurer

Die Berliner Stadtreinigung verändert ab Januar ihre Tarife: Nutzer kleiner Tonnen kommen billiger weg, die großen Container kosten mehr. SPD nennt Preiserhöhungen „vertretbar“. Kritik von BUND und Verbraucherschützern

Die Berliner Stadtreinigung (BSR) erhöht ab 1. Januar die Preise für Müllabfuhr und Straßenreinigung. Die Tariferhöhungen liegen mit durchschnittlich 2,1 Prozent „insgesamt unter der prognostizierten allgemeinen Teuerungsrate“, sagte BSR-Vorstandsmitglied Vera Gäde-Butzlaff gestern.

Im Schnitt steigen die Gebühren für die Stadtreinigung um 1,6 Prozent. Die Müllabfuhr wird um durchschnittlich 2,3 Prozent teurer. Die BSR begründet die Tarifanhebung mit gestiegenen Energiepreisen, höheren Beseitigungskosten und den Kosten für die Nachsorge alter Deponien.

Für die Kunden heißt das: Die Kosten für kleine Tonnen mit 60 und 120 Litern Inhalt sinken, die für größere wie 240, 660 sowie 1.100 Liter steigen an. So kostet die 60-Liter-Restmülltonne statt bisher 65,40 Euro im Quartal künftig 61,50 Euro bei wöchentlicher Leerung. Der 1.100-Liter-Behälter schlägt künftig mit 284,40 Euro pro Quartal zu Buche – statt bisher 270,20 Euro.

Daniel Buchholz, der umweltpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, nannte die Erhöhung „vertretbar“ und in die richtige Richtung weisend. Er kritisierte jedoch, dass die Biotonne weiter „stiefmütterlich“ behandelt werde. Berlin liege bei der Bioabfallsammlung deutlich hinter anderen deutschen Großstädten.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) fordert seit langem die flächendeckende und kostenfreie Einführung der Biotonne. Michael Dahlhaus vom BUND kritisierte, dass die Tarifanhebung nicht genutzt worden sei, „um die Tarifstruktur zu verändern. Wenn mehr Biomüll gesammelt wird, könnte die Restmüllmenge deutlich gesenkt werden“, sagte Dahlhaus der taz. „Die BSR muss progressiv an die Sache rangehen und Möglichkeiten aufzeigen.“ Die reichten vom Kompost über Pflanzerde für Landschaftsbau bis hin zum Biogas.

Auch die Berliner Verbraucherzentrale steht den neuen Tarifen kritisch gegenüber. Sie rät deshalb, zu überprüfen, wo man noch sparen könne, etwa durch das Umstellen auf zweiwöchentliche Müllabfuhr, so Geschäftsführerin Gabriele Francke. Sie begrüßte hingegen die Ankündigung der BSR, dass die Sperrmüllabholung künftig über das Internet gebucht werden kann, als eine „notwendige Serviceverbesserung“. Dafür steigt der Preis für die Abholung von 20 auf 25 Euro. JÖRG MEYER