Neuer Aidsplan für Südafrika

Rund 1.000 Aidstote gibt es täglich in Südafrika. Plan sieht kostenlose Medikamente für 650.000 HIV-Infizierte vor

JOHANNESBURG taz ■ Die südafrikanische Regierung kündigt am heutigen Weltaidstag einen neuen Langzeitplan an, der mehr Kranken den Zugang zu Aidsmedikamenten ermöglichen soll. Heute leben 5,5 Millionen Südafrikaner mit dem tödlichen Virus, das sind 11 Prozent der Bevölkerung. Etwa 1.000 Menschen sterben täglich an Aids.

Das südafrikanische Behandlungsprogramm gilt als das weltweit größte: Derzeit können etwa eine Viertelmillion Infizierte ihr Leben mit Medikamenten verlängern. Bis 2011 sollen mindestens 650.000 Patienten kostenlos Medikamente erhalten. Kritiker halten der Regierung jedoch vor, dass mindestens die doppelte Zahl Infizierter eine Behandlung nötig hätte. In einer Erklärung betonte Gesundheitsministerin Manto Tshabalala-Msimang, jeden Monat kämen rund 11.000 weitere Patienten hinzu.

Der vorgestellte Behandlungsplan ist seit langem fällig: Er löst den ersten Fünfjahresplan in Südafrika ab, der bis 2005 gültig war und nur mit Verzögerungen umgesetzt worden ist. Angeblich beinhaltet die neue Strategie im Kampf gegen Aids verbesserte Ansätze, in den kommenden fünf Jahren Aids und Infektionen mit dem Virus stärker zu verringern. Der bisher weitgehend ineffektive nationale Aidsbeirat soll auch umstrukturiert werden, um auf die Epidemie im Land mit verbesserter Koordination von Maßnahmen reagieren zu können.

Die Öffnung und stärkere Führung des Ministeriums in der Aidsfrage geht auf Vizepräsidentin Phumzile Mblambo-Ngcuka zurück, die die derzeit kranke Gesundheitsministerin Manto Tshabalala-Msimang vertritt. Msimang war häufig und besonders auf der jüngsten Aidskonferenz in Toronto kritisiert worden, weil sie stur in der Öffentlichkeit daran festhält, Multivitamine statt Medikamente gegen Aids zu propagieren.

MARTINA SCHWIKOWSKI