Probelauf für den Rund-um-die-Uhr-Konsum

Die am Sonntag beginnende Adventszeit ist für die meisten großen Kaufhäuser ein wichtiges Datum. Da können die neuen Ladenöffnungszeiten und Kundeninteressen getestet werden. Bisher war die Resonanz darauf nicht so dicke

Das neue Ladenöffnungsgesetz hat neue Rahmenbedingungen geschaffen für den Handel. Wer will, kann theoretisch an sechs Tagen in der Woche rund um die Ohr seinen Laden für Kunden geöffnet halten. Nur die Sonntage genießen – noch – einen gewissen Schutz. Die am kommenden Sonntag beginnende Adventszeit ist für die meisten großen Kaufhäuser und Einkaufszentren deswegen ein wichtiger Testlauf: Lohnt es sich, wenn wir bis 22 Uhr Wurst und Jeans verkaufen? Sollten wir nicht auf 24 Uhr erweitern? Rund um die Uhr offen haben? Eine Umfrage der taz hat ergeben: Die Anfangseuphorie über die neue Freiheit ist mittlerweile einer abwartenden Haltung gewichen.

So sagte Tobias Tuchlenski, Regionsleiter von Kaiser’s für Berlin, dass man „erst einmal abwarten wolle, was die Konkurrenz mache“. Lediglich die Märkte in Zentren wie den Schönhauser Allee Arcaden, den Gropius Passagen oder am Potsdamer Platz würden demnächst bis 22 Uhr geöffnet haben. Auch sonntags wird man dort und in ausgewählten anderen Märkten von 13 bis 18 Uhr Lebensmittel kaufen können. Zu den ausgewählten zählt unter anderem der Markt in der Winsstraße in Prenzlauer Berg. Wer dort derzeit um kurz vor acht an der Kasse steht, fragt sich der Vielzahl der anstehenden Menschen wegen schon mal, wieso die Öffnungszeiten nicht ausgeweitet werden.

Die Antwort Tuchlenskis: „Bislang waren wir mit dem Ergebnis zufrieden. Wir beobachten aber den Markt. Und wenn ein Konkurrent den ersten Stein wirft, ziehen wir natürlich nach.“

Im Steglitzer Einkaufszentrum „Das Schloss“ ist man bereits einen Schritt weiter. Freitags und samstags können Geschenkehascher und normale Konsumenten von 10 bis 22 Uhr und sonntags von 13 bis 18 Uhr ihr Geld ausgeben. An allen anderen Tagen gelten die altbekannten Öffnungszeiten von 10 bis 20 Uhr.

Nach dem Ende der Adventszeit werde man an der Regelung zunächst festhalten, sagte eine Mitarbeiterin des Centermanagements. Wenn die Resonanz aus der Vorweihnachtszeit freilich überwiegend positiv ausfällt, werde man sich Gedanken über eine neue Regel machen.

Diese Töne schlagen fast alle befragten GeschäftsführerInnen und CentermanagerInnen an: Freitag und Samstag bis 22 Uhr, Sonntag von 13 bis 18 Uhr, an allen anderen Tagen keine Änderung. Und wenn sich in der Adventszeit zeigen sollte, dass es sich lohnen könnte, die Öffnungszeiten noch mehr auszuweiten, ja, dann werde man sich eben noch mal Gedanken machen.

Detlef Steffens, Geschäftsführer von Galeria Kaufhof am Alexanderplatz, hat es da schon leichter. Die, wie er zugibt, schwierigen Verhandlungen mit dem Betriebsrat hat er bereits hinter sich. Ergebnis: Von Montag bis Samstag stehen die Türen von 9 bis 22 Uhr offen, an drei Sonntagen, außer Heiligabend, von 13 bis 18 Uhr. Das KaDeWe in der Tauentzienstraße macht es genauso. Im Januar behält Kaufhof jedoch auch von Donnerstag bis Samstag noch die Adventsregel bei. DOMINIK SCHOTTNER