Opernchef schwänzt
: Schindhelm muss sich stellen

Irgendeiner fehlt immer, wenn im Kulturausschuss des Parlaments über die Zukunft der drei Opern geredet wird. Bei der konstituierenden Sitzung vor zwei Wochen schwänzte der neue Kulturbeauftragte Klaus Wowereit (SPD); der Regierende Bürgermeister gab lieber Interviews zum Koalitionsvertrag. Gestern erschien Wowereit zwar. Doch diesmal fehlte der Mann, der die letzten zwei Jahre damit verbracht hatte, ein Opernkonzept auszuarbeiten. Angeblich hatte Opernstiftungsdirektor Michael Schindhelm sein Flugzeug verpasst und saß irgendwo im Tessin fest.

Kommentar von Nina Apin

So recht glauben mochte das niemand. Wahrscheinlicher ist, dass Schindhelm die Konfrontation mit Wowereit scheute. Oft genug hatte der Regierende ihn und seine Stiftung öffentlich angegriffen, vor drei Wochen kündigte Schindhelm entnervt seinen Rücktritt an. Jetzt wirft er Wowereit und den Opernintendanten sein Vermächtnis zum Fraß vor – ohne dafür einzustehen. Schindhelms Verhalten kann man zwar als Drückebergerei werten. Unverständlich ist es nicht.

Vor zwei Jahren war er angetreten, eine unlösbare Aufgabe zu erfüllen: alle drei Opernhäuser erhalten und gleichzeitig Geld sparen. Jetzt, wo er bewiesen hat, dass es nicht geht, ist seine Aufgabe erfüllt und sein Amt obsolet. Klaus Wowereit hat immer wieder betont, dass er Schindhelm für überflüssig hält – und für seine Kritik die Öffentlichkeit gewählt. Dass sämtliche Schlachten in den Medien ausgetragen wurden, liegt allein an Wowereit.

Nun hat sich Schindhelm ebenfalls entschieden, unkonventionell zu sein. Statt vor den Ausschuss zu treten, versteckt er sich. Das ist bedauerlich, denn damit diskreditiert er sein bisher glaubhaftes Engagement. Und die Opern hätten eine aufrichtige Auseinandersetzung verdient.

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