Ich genieße Faulheit

betr.: „Hartz IV löst nur Leid aus“

Erste Frage, nach dem üblichen Denkschema: Werden sich dann nicht alle auf die faule Haut legen? Nehmen Sie mich: Ich beziehe ein arbeitsloses Einkommen, sogar einiges mehr als zur Deckung meiner Bedürfnisse nötig (vulgo: Pension). Davon kann ich dann gelegentlich einem jüngeren Menschen unter die Arme greifen, der eine bezahlte Arbeit hat, sogar qualifizierter als ich, aber so wenig verdient, dass es für die Familie nur knapp reicht.

Auch bekenne ich: Ich genieße es, mir Faulheit zu leisten und selbst darüber zu entscheiden, was und wie viel ich arbeite. Ansonsten arbeite ich als: Manager, Personalchef, Mediator, Pressereferent, Bildungsreferent usw. (vulgo: Vorstand eines nicht ganz kleinen Vereins); ferner als Seniorenbetreuer und Gesundheitsberater, als Kinder- und Jugendpfleger (vulgo: Sohn und Opa); auch als Maler oder Maurer. Und ich kann es mir leisten, kritischer Kritiker zu sein, so wie jetzt. Da ich sehr viele Menschen kenne, die ebenso und viel mehr ohne Bezahlung arbeiten, hätte ich keine Sorge, dass die gesellschaftlich notwendige Arbeit getan würde.

Scheitern wird die gute Idee wohl zunächst an denen, die bei der Bezahlung die Hauptlast zu tragen hätten, die Sache mit der höheren Mehrwertsteuer scheint etwas zu einfach gedacht. Vor allem aber: Woher kämen dann die unterbezahlten Arbeitskräfte für die Produktion unnützer Dinge und für überflüssige Dienstleistungen? Die daraus ihren Profit ziehen, dürften wohl gut genug aufgestellt sein, die Entscheider in die Mangel zu nehmen, sollten die tatsächlich auf die Idee kommen, aus eingefahrenen Gleisen auszubrechen. Ergo: Die Revolution lässt wohl noch etwas auf sich warten!

WOLFGANG WIEMERS, Münster