Tickets ’n Tick teurer

Nur wenige Fahrausweise für Busse und Bahnen kosten künftig mehr. Verkehrsverbund hofft mit moderater Preiserhöhung auf mehr Kunden. 2008 sollen Vorschläge für Tarifreform auf den Tisch

von Nico Pointner

Die Preiserhöhungen für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) fallen geringer aus als erwartet. Nur für wenige Tickets müssen die Fahrgäste ab dem 1. April 2007 tiefer in die Tasche greifen – die meisten Preise bleiben jedoch auf dem Stand der letzten Fahrpreiserhöhung im August 2005. Gestern segnete der Aufsichtsrat des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) die neuen Tarife ab, mit denen sich am Vortag der Senat befasst hatte. „Das ist ein guter Tag für Berlin“, sagte VBB-Geschäftsführer Hans-Werner Franz. Der Verbund erwartet sich von der relativen Preisstabilität mehr Fahrgäste. „Autos und Taxis werden immer teurer – da haben wir mit unseren niedrigen Tarifen gute Chancen“, so Franz.

Die jetzt beschlossenen Tarife, sagt Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD), seien „gut für Familien, Kinder und treue Kunden“. So seien die Preise für das Schüler- und Geschwisterticket sowie die Jahreskarte nicht erhöht worden. Letzteres mache es noch attraktiver, „dauerhaft auf BVG oder S-Bahn umzusteigen.“

Der Preis der Umweltmonatskarte steigt hingegen von 67 auf 70 Euro, auch Auszubildende müssen bald mehr zahlen. Die Preise der Fahrradmonatskarten werden von 6 auf 8 Euro für den Tarifbereich AB und von 11 auf 15 Euro für den ganzen Verbund angehoben. Dafür sind sie künftig mit Einzelfahrscheinen oder Tageskarten kombinierbar. Mit der neuen verbundweiten Tageskarte kann man für 19 Euro alle Verkehrsmittel im VBB nutzen. Das Sozialticket wird nicht teurer und ist ab April auch in den Regionalzügen von DBRegio gültig. „Im Vergleich zu anderen Ballungsräumen sind unsere Preissteigerungen ganz unten“, sagte Franz.

Doch auch Kritik wird laut: „Die geringe Preissteigerung reicht nicht aus, um ehemalige Kunden zurückzuholen“, sagte Claudia Hämmerling. Die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen fordert langfristig eine Senkung der Tarife. „Autofahrer parken die Stadt zu und schaden der Umwelt. Die muss man stärker zur Kasse bitten.“

Indes will der VBB der Forderung des Senats nachkommen und bis April 2008 Konzepte für eine Tarifstrukturreform vorlegen. Hierdurch sollen beispielsweise große Preisspannen wie zwischen Einzelfahrt und Tageskarte behoben werden. „Wir warten seit langem auf kluge Ideen und neue Konzepte“, sagte die Verkehrsexpertin der Linkspartei.PDS, Jutta Matuschek.

Unterdessen hat der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) mit der Übergabe von knapp 4.000 Unterschriften an Senatorin Junge-Reyer gegen die Stilllegung von Straßenbahnlinien protestiert. Nach seinen Angaben plant die BVG, viele (Teil-) Strecken künftig nicht mehr zu betreiben, darunter Teile der Linie 12 in Mitte und Pankow und die Linie 68 nach Schmöckwitz. Junge-Reyer wurde aufgefordert, sich für den Erhalt und Ausbau des Tramnetzes einzusetzen.