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: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Kiriku und die wilden Tiere“ 7. 12.–13. 12. Neues Kant

Ein Film auf den Spuren eines Seemannes und seiner Faszination für das Meer: Der 1899 in Elsfleth (nahe der Wesermündung) geborene Hans Warns hat sein Leben auf den sieben Meeren dieser Welt über nahezu ein Jahrhundert hinweg mit der Fotokamera dokumentiert. Dabei hat er von der anfänglichen Arbeit auf dem Segelschiff „Herbert“ über den Dienst in der Kriegsmarine des Zweiten Weltkriegs bis hin zur Handelsschifffahrt in der Nachkriegszeit fast alle Entwicklungen der modernen Seefahrt miterlebt. Der Regisseur Gordian Maugg nimmt in „Hans Warns – Mein 20. Jahrhundert“ (1999) die originalen Fotodokumente seines Protagonisten zum Ausgangspunkt von Spielszenen, die in der Ästhetik dem historischen Filmmaterial der jeweiligen Zeit angeglichen wurden, um das aufregende Leben des Kapitäns zu illustrieren. Die Filmvorführung im Zeughaus findet in Anwesenheit von Gordian Maugg statt.

„Napoleon“ 13. 12. im Arsenal 2

Für Abel Gance bedeutete das Kino reine Bewegung. In seinem Monumentalfilm über die frühen Jahre von „Napoleon“ kommt es zu einer Schneeballschlacht, die den jungen Bonaparte (Vladimir Roudenko) in der Kadettenschule von Brienne als forsche Führungspersönlichkeit zeigt: ein mit Handkameras aufgenommenes Getümmel voller Reißschwenks und Doppelbelichtungen, in denen der Zuschauer schließlich völlig die Orientierung verliert und nur das entschlossene Gesicht des jugendlichen Napoleon einen Halt bietet. In anderen Szenen tanzen und schaukeln die Kameras mit den Protagonisten mit, sie sind auf dem Rücken von Pferden festgeschnallt und lugen vom Mast eines schwankenden Schiffes. Brillant ist auch die Verwendung von assoziativen Parallelmontagen: Während Napoleon (Albert Dieudonné) bei seiner Flucht von Korsika mit seinem kleinen Boot in einen gewaltigen Orkan gerät, bricht auch im Nationalkonvent, in dem Danton (Alexandre Koubitzky) und Robespierre (Edmond van Danële) die Macht übernehmen, der Sturm los. Dies verdeutlicht Gance mit einer vollkommen ungewöhnlichen Einstellung, in der er die Kamera an einem Pendel über den Köpfen seiner Darsteller hin und her schwingen lässt und damit genau jene Wellenbewegung erzielt, die auch Napoleons Boot durchschüttelt.

Bereits in seinem ersten Film um die Abenteuer des kleinen Afrikaners Kiriku war Regisseur Michel Ocelot die Umsetzung von westafrikanischen Märchenmotiven gut gelungen. Mit „Kiriku und die wilden Tiere“ erzählen Ocelot und seine Koregisseurin Bénédicte Galup neue, sehr kindgerechte Abenteuer vom Kampf des selbstbewussten kleinen Jungen gegen die Zauberin Karaba und ihre tumben Fetische. Kiriku löst Rätsel um eine hungrige Hyäne und einen verzauberten Büffel, indem er mit seiner Wissbegierde allen auftretenden Problemen stets auf den Grund geht und dabei mit seiner Intelligenz die abergläubischen Erwachsenen des Dorfes beschämt und blamiert. Wie im ersten Film dominieren die klaren, warmen Farben der Savanne die Zeichnungen, und die Hintergründe wecken Assoziationen zu den Dschungelbildern Henri Rousseaus. Lars Penning

„Hans Warns – Mein 20. Jahrhundert“ 8. 12. im Zeughauskino