Senioren gruselt es vor dem Pflegeheim

Das Image der stationären Altenpflege ist am Boden. Kaum ein Deutscher will dort seine letzten Jahre verleben. Aber auch angebliche Trends wie die Senioren-WG überzeugen nur wenige. Unbeliebter ist nur noch der Lebensabend auf Mallorca

VON COSIMA SCHMITT

Sie fürchten, dass sie eines Tages krank und einsam im Bett liegen. Dass die Pflegekräfte ihr Würde nicht achten und sie mit Pillen ruhigstellen. Nur etwa jeder achte Deutsche möchte, sollte er pflegebedürftig werden, in ein Heim umziehen. Am liebsten wollen Senioren in den eigenen vier Wänden altern, umsorgt von ambulanten Kräften.

Zu diesem Ergebnis kommt der Altenpflege-Monitor 2006, eine repräsentative Umfrage unter Über-50-Jährigen. Die Studie untersucht das Image der Altenpflege – und die Erwartungen der möglichen künftigen Kunden.

Die Untersuchung zeigt, dass sich das Negativbild der Pflegeheime als wenig menschliche Verwahrinstitutionen verfestigt hat. Heute meinen 81 Prozent, dass das Personal dort zu wenig Zeit für seine Schützlinge habe. Bei einer ersten Umfrage vor zwei Jahren glaubten dies erst 66 Prozent. Auch meint mittlerweile die Mehrheit, dass Menschen im Heim oft mit Medikamenten ruhiggestellt werden. Nur jeder Vierte glaubt, dass ihn dort eine gute Versorgung erwartet.

Nicht überraschend kommt die Studie zum Ergebnis, dass gerade jene, die besonders skeptisch über die Seniorenheime denken, selbst ihren Lebensabend lieber anders verbringen wollen – sie hoffen, von den Kindern oder einem ambulanten Dienst versorgt zu werden oder in einer Alten-WG unterzukommen. Dabei sind es weniger die Altenpfleger selbst, die für die vermuteten Missstände im Heim verantwortlich gemacht werden. Sie genießen einen durchaus guten Ruf. Sie sollten sogar, fanden die meisten, für ihren harten Job besser bezahlt werden. Kritisch aber sehen die Befragten die Arbeitsbelastung in der stationären Pflege.

Angesichts dieser Daten liegt es nahe, dass sich die Befragten für alternative Pflegemodelle aussprechen. So möchte etwa jeder Dritte am liebsten zuhause bleiben, aber von professionellen Helfern umsorgt werden. Ein weiteres Drittel hofft, von den Angehörigen gepflegt zu werden. Eher unbeliebt sind hingegen auch zwei Modelle, die in den Medien immer wieder als innovative Formen selbstbestimmten Alterns diskutiert werden: die Senioren-WG und das generationenübergreifende Wohnen.

Die Erwartungen an diese beiden Modelle sind dabei höchst unterschiedlich. In die WG zieht es eher Menschen, die auf ein selbstbestimmtes Altern hoffen. Sie erwarten auch, bei dieser Wohnform ein wenig Geld einsparen zu können. Die AnhängerInnen des Generationenwohnens hoffen hingegen, dank der jungen Mitbewohner eher gegen Einsamkeit und Langeweile gefeit zu sein.

In einem immerhin waren sich fast alle Befragten einig: Wer auch immer sie pflegt – aus dem Ausland sollte er oder sie auf keinen Fall kommen. Die Betreuerin aus Osteuropa, die sich kostengünstig und schwarz bezahlt um die Oma kümmert, mag in der Realität oft anzutreffen sein. Auf der Wunschliste der Senioren aber rangiert sie ganz unten. Noch schlechter schneidet nur die „Mallorca-Option“ ab: Im Ausland, und sei es auch noch so warm und sonnig, will fast niemand diesen letzten Lebensabschnitt verbringen.