schulsenator wowereit
: Provokation auf „Bild“-Niveau

Regierender Bürgermeister ist der Mann, den Posten des Kultursenators hat er sich auch unter den Nagel gerissen. Doch das reicht Klaus Wowereit offenbar nicht. Jetzt wissen wir: Er sieht sich auch als heimlicher Schulsenator.

KOMMENTAR VON UWE RADA

Nein, er würde seine Kinder nicht nach Kreuzberg auf die Schule schicken, vertraute der Regierende dem Nachrichtensender N 24 an. Wahrscheinlich glaubte er, damit dem Werbeslogan der Bild-Zeitung Rechnung zu tragen: „Jeder Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht.“ Was aber, wenn die Wahrheit eine Binsenweisheit ist und der Mut darin bestünde, die ohnehin schweren Bedingungen zu verbessern?

Klaus Wowereit hat das Gegenteil getan. Er hat den Kreuzberger Schulen den Stempel aufgedrückt und damit all jene vor den Kopf gestoßen, die tagtäglich das Unmögliche versuchen – auch in einem schwierigen Umfeld den Bildungsauftrag ernst zu nehmen. So spricht kein Regierender Bürgermeister, sondern ein Tempelhofer, der am Ku’damm wohnt und Kreuzberg aufgegeben hat.

Mal abgesehen davon, dass in einer ähnlichen TV-Sendung Wowereit bei der Frage passte, wann der Zweite Weltkrieg begann, stellt sich spätestens hier die Frage: Was treibt den Mann? Ist es die Hybris des Wahlsiegers, alles besser zu können, besser selbst als seine Fachleute?

Dass Wowereit beratungsresistent ist, ist ein offenes Geheimnis. Umso mehr sind deshalb jene gefordert, die dem System Wowereit noch nicht erlegen sind. Höchste Zeit also, dass Jürgen Zöllner demonstriert, wer in Berlin Schulsenator ist – er oder der Regierende Bürgermeister.

Eines aber ist jetzt schon deutlich: Den größten Schaden hat Wowereit nicht den Kreuzberger Schulen zugefügt, sondern sich selbst. Nach der Wahl als neue Bundeshoffnung der SPD gehandelt, ist der vermeintliche Tiger endgültig als Bettvorleger gelandet. Oder als Wowi-Bär.