1.500 Dollar – täglich und heimlich

Weltweit wichtiger britischer Chemieberater kassierte jahrzehntelang Honorar von Monsanto-Firma

BERLIN taz ■ Einer der wichtigsten britischen Forscher im Bereich Chemie und Gesundheit wurde über 20 Jahre lang von einem Chemie-Unternehmen finanziert – und teilte der Öffentlichkeit nichts davon mit. Es handelt sich um Sir Richard Doll, einen bekannten Epidemologen. Er hatte 1951 als Erster in einer bahnbrechenden Arbeit nachgewiesen, das Rauchen Lungenkrebs verursacht. Nun fand die britische Tageszeitung The Guardian in seinem Nachlass einen Brief und andere Dokumente, die seine heimliche Verbindung mit der Industrie offen legen.

Doll verstarb im vergangenen Jahr. Er vertrat die Ansicht, dass der Anstieg der Krebsraten in den Industrieländern auf den modernen Lebensstil zurückzuführen sei. Andere Wissenschaftler hingegen sind der Meinung, der Grund liege bei bestimmten verbreiteten Chemikalien.

Dolls Meinung hatte großes Gewicht. So schrieb er in den 80er-Jahren einen Brief an eine königliche australische Untersuchungskommission, dass es keinen Beweis gebe für die krebsverursachende Wirkung des im Vietnamkrieg benutzten Entlaubungsmittels Agent Orange. Erkrankte Kriegsveteranen hatten ihre Regierungen damals auf Schadenersatz verklagt. Einer der Lieferanten von Agent Orange war der damalige Chemie- und heutige Gensaatkonzern Monsanto.

Genau aus dieser Zeit fand nun der Guardian einen Brief des damaligen Direktors der Monsanto-Abteilung für Medizin und Umwelt vom April 1986. Daraus geht hervor, dass es schon seit 1979 einen Beratervertrag Dolls mit Monsanto gegeben hatte und dass die Bezahlung für das „Consulting“ 1.500 Dollar pro Tag betrage. Es fanden sich auch Nachweise von Verträgen Dolls mit anderen Chemiefirmen in Sachen Vinylchlorid (Hauptbestandteil des Kunststoffs PVC). www.guardian.co.uk

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