Verfallsdatum für das Handy

Höchstens drei Jahre soll ein Mobiltelefon halten, sagen die Hersteller. Das kollidiert in Norwegen mit den Garantieansprüchen. Darum wird nun vor Gericht gestritten

STOCKHOLM taz ■ Sie haben Ihr Handy schon länger als drei Jahre? Und es ist noch nicht kaputt? Glück gehabt! Und Pech für Nokia, Sony-Ericsson & Co. Nach deren Kalkulation soll ein Mobiltelefon nämlich eigentlich nicht länger als drei Jahre halten, damit möglichst schnell ein neues Handy fällig wird. Das erklärten in dieser Woche Repräsentanten der Handyindustrie vor einem Gericht in Oslo, wo derzeit über die Qualitätsansprüche an Mobilfunktelefone verhandelt wird.

In Norwegen gilt nämlich ein großzügiges Reklamationsrecht. Bis zu fünf Jahre lang können Verbraucher gesetzliche Garantieansprüche geltend machen, gleich welche Fristen die Hersteller selbst setzen. Ausnahme: Eine Ware, die von ihrer Beschaffenheit her grundsätzlich für eine kürzere Lebensdauer ausgelegt ist. Und dazu sollen auch Handys zählen. Das verwundert allerdings die Verbrauchervereinigung Forbrukerrådet, die diesen Musterprozess im Namen eines Kunden geführt hat. Sein Nokia 6100 hatte nach zwei Jahren und drei Monaten den Geist aufgegeben.

Repräsentanten von Nokia und Sony-Ericsson gaben vor Gericht nun aber an, dass ein Handy im Prinzip nur drei Jahre halten soll. Für längere Benutzungsdauer sei kein Modell gebaut. Auch nicht die, für die als besonders robust, wasser-, stoß- und staubfest geworben werde. Die Branche hält diese drei Jahre offenbar bereits für eine Obergrenze, sie will deshalb die Garantiezeit auch auf längstens zwei Jahre begrenzt sehen.

John-Andreas Lange, Jurist der Verbraucherorganisation Forbrukerrådet hält das für Aufsehen erregend: „Wenn das stimmt, muss man davon ausgehen, dass die extra so schlecht gebaut werden, damit sie nach dieser Zeit auseinanderfallen sollen. Das halte ich sowohl in Bezug auf die Umweltbelastung wie im Kundeninteresse für nicht akzeptabel.“

Das Argument der Handybranche, die meisten Kunden würden ihre Modelle sowieso in noch kürzeren Zeitabständen wechseln, will Lange nicht gelten lassen: „Viele Käufer haben nicht so eine Wegwerfmentalität und sehen ein Handy nicht als Modeaccessoire, sondern als Gebrauchsgegenstand. Und die wollen zweifelsohne eine längere Haltbarkeit haben.“

Seien die Konstrukteure wirklich so inkompetent, oder gebe es eine extra eingebaute kurze Lebensdauer, dann hätten die Verbraucher zumindest das Recht, darauf gleich beim Kauf ausdrücklich hingewiesen zu werden, meint Lange.

REINHARD WOLFF