verseuchtes fleisch
: Knake-Werner nicht ganz sauber

Eigentlich sollten an dieser Stelle 50 Argumente gegen den Döner stehen. Von der gelegentlich lieblosen Zubereitung bis hin zu dem auf den Verzehr folgenden Mundgeruch bietet der Döner ja ausreichend Angriffsfläche. Sieht man aber genauer hin, stellt man fest: Schuld am jüngsten Gammelfleischskandal hat nicht der Döner. Schuld hat die Lebensmittelaufsicht, die den Fund von 95 Tonnen teils verunreinigten Fleisches erst jetzt bekanntgegeben hat – und damit ihr vorbildliches Vorgehen in der Sache selbst überschattet.

Kommentar von DOMINIK SCHOTTNER

Denn die Lebensmittelkontrolleure haben schnell gehandelt. Das Fleisch war bei Routinekontrollen beanstandet, daraufhin überprüft und aus dem Verkehr gezogen worden, Teile der 20 bereits ausgelieferten Tonnen eingeschlossen. Und der Rest? Ist nicht so schädlich, wie es das Wort „Gammelfleischskandal“ suggeriert. Die in den Proben nachgewiesenen Salmonellen sterben bei etwa 70 Grad Umgebungstemperatur ab. Das wissen auch die Dönerbudenbetreiber, und heizen deswegen den Spießen entsprechend ein.

Skandalös aber ist, wie die ehemalige Gesundheits- und heutige Arbeitssenatorin Knake-Werner (PDS) reagiert hat. Eine Aushilfskraft soll den Vorgang nicht gemeldet haben, sagt sie. Die Verantwortung nach unten durchreichen – einfacher kann sie es sich kaum machen. Auch eine Aushilfskraft wird im September um die Brisanz von verseuchtem Fleisch gewusst haben. Zwei Wochen vorher waren in Bayern 180 Tonnen davon gefunden worden. Hat Knake-Werner den Vorfall also bewusst vertuscht, um die anstehenden Koalitionsgespräche nicht zu gefährden? Selbst wenn nicht, haftet Knake-Werner jetzt ein Makel an: Eine gewiefte Politikerin mag mit dem Finger auf Mitarbeiter zeigen dürfen. Eine gute Chefin aber stellt sich schützend vor sie.