Am Pool in Phuket

Pen-Ek Ratanaruangs Film „Invisible Waves“ wälzt sich in Trance durch sein Genre – asiatisches Gangster-Kino

Ein Hinterhof, dicht mit Pflanzen bewachsen, ist das Reich von Kyoji, einem Japaner in Macao an der chinesischen Küste. Kyoji ist Koch, er beherrscht sein Handwerk so gut, dass er damit die Frau seines Chefs verführt. Die Loyalität zum Chef ist letzten Endes aber stärker als die Attraktion der Frau. Kyoji vergiftet seine Geliebte, weil es sein Boss so will. So sind die Regeln in der Welt der Gangster. Weil ihm der Boden in der Stadt nun ein wenig zu heiß ist, verschwindet Kyoji für eine Weile.

Er nimmt ein Schiff nach Phuket. Wer von oben lange auf das Meer blickt, wie es die Fährpassagiere manchmal tun, sieht nach einer Weile die einzelnen Wellen nicht mehr. Das Meer verschwimmt zu einer flirrenden Oberfläche, in der man sich verlieren kann, wenn man sich nicht rechtzeitig ein wenig schüttelt und zu den Dingen des Alltags zurückkkehrt. In dem Film „Invisible Waves“ des thailändischen Regisseurs Pen-Ek Ratanaruang wirken aber selbst die alltäglichen Dinge noch, als würden sie durch einen Schleier gefilmt. Kyoji scheint alles in einem Dämmerzustand zu erleben. Pen-Ek Ratanaruang hat sich im Weltkino mit seinem Film „Last Life In The Universe“ (2003) etabliert – seine Handschrift ist ganz so unverwechselbar nicht, er zählt zu den Stilisten der Langsamkeit und des bedeutsam aufgeladenen, surrealen Details.

Solche zu finden, dafür bietet die Touristenwelt von Phuket, die die zwielichtigen Figuren beinahe für sich allein zu haben scheinen, jede Menge Gelegenheiten. Kyoji begegnet einem Kontaktmann, der an einem Hotelpool mit zwei Background-Schönheiten als Nachmittags-Crooner arbeitet. Man trinkt Bier und belauert sich. Kyoji ist einer jener lakonischen Helden, an denen das asiatische Kino so reich ist. Er lässt alles über sich ergehen, und wenn er doch selbst zur Tat schreitet, wird es entweder komisch – oder er überlegt es sich im entscheidenden Moment anders.

Der aus vielen Filmen von Wong Kar-wai bekannte Kameramann Christopher Doyle sorgt auch in „Invisible Waves“ für eine trance-ähnliche Stimmung, die der mysteriöse Muzak-Soundtrack noch verstärkt. Der harte Gangsterfilm, das Genre, verfällt hier in einen Schlaf, durch den aber viele vertraute Figuren geistern (Hongkong-Star Eric Tsang hat zwei markante Auftritte). Man wälzt sich unruhig durch diesen Film, ist fasziniert von den Stimmungen und staunt am Ende ein wenig darüber, mit welcher Kunstfertigkeit das asiatische Kino sich in sich selbst zu verstricken weiß. BERT REBHANDL

„Invisible Waves“, R.: Pen-Ek Ratanaruang, Thailand 2006, 115 Min., OmU, fsk