Ein Autotester auf Kreuzfahrt

Drei Tage am Nordkap: K. arbeitet für „Auto-Bild“. Nun lässt er sich die Frisur wegwehen

Dass Werner K. jetzt wieder mitgefahren ist, liegt an seinem Chef. Der hatte ihm die Einladung zur Pressereise auf den Schreibtisch gelegt. Wie ein Geschenk. Die Schiffsfahrt sollte entlang der Fjordküste Norwegens führen. Das Schiff hat einen Whirlpool an Bord. Die Reise ist normalerweise ziemlich teuer. K. weiß das. Er hat den Urlaub ja schon einmal gemacht. Mit seiner Frau.

Diesmal würde alles kostenlos sein. Die Norwegische Schifffahrtsagentur erhofft sich mit ihrer Presseeinladung einen positiven Werbeeffekt. Sie denkt, dass die Journalisten über die Schönheiten Norwegens schreiben werden und deutsche Touristen in die Region locken.

Es ist noch nicht klar, ob K. etwas in seiner Zeitschrift veröffentlichen wird. K. arbeitet bei Auto-Bild. Er schreibt in der Regel über Geländewagen und Luxuslimousinen. Schiffe kommen in seinen Texten eigentlich nie vor. K. ist gelernter Kfz-Mechaniker. Früher hat er in einer Werkstatt gearbeitet. Ein paar Dinge liefen schief und K. begann Taxi zu fahren. Einmal musste er einen ziemlich angetrunkenen Kerl nach Hause transportieren. K. hat ihn gefragt, ob er nicht einen Job wüsste. Einfach so, um den Mann von seinem Rausch abzulenken. Der Mann entpuppte sich als der damalige Chef von Auto-Bild. Er sagte, K. solle am nächsten Tag in der Redaktion vorbeikommen. So ist K. Autotester geworden.

Er testet jetzt zwanzig Autos im Monat. Es ist eine ziemlich anstrengende Sache. Als K. im Trollfjord ins Wasser guckt, der Wind weht ihm die Frisur davon, weiß er, dass es richtig war, noch einmal nach Norwegen zu fahren. Es tut gut, eine Weile von der Straße runter zu sein. Seiner Frau bringt er aus dem Walfischmuseum in Andenes eine Baseballmütze mit. KIRSTEN KÜPPERS