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: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer“ 28. 12.–31. 12.,2. 1.–3. 1. im Kino Kiste

Der Misserfolg des Zeichentrickfilms „Titan A. E.“ führte vor einigen Jahren zur Schließung des Fox-Animations-Studios in Phoenix. 320 Mitarbeiter wurden gefeuert, und auch die Produzenten und Regisseure Don Bluth und Gary Goldman, die das Studio damals leiteten, konnten seitdem keine Spielfilme mehr realisieren. Das Werk, mit dessen Namen diese Pleite nun stets verbunden sein wird, hat indessen dieses Schicksal eigentlich nicht verdient. Denn „Titan A. E.“ erweist sich als ein grundsolides und in einer Mischung aus traditioneller Zeichnung und Computeranimation aufwändig produziertes Science-Fiction-Abenteuer. Das beginnt mit der völligen Zerstörung der Erde, in deren Folge der jugendliche Held Cale das Vermächtnis seines Vaters erfüllen und das Raumschiff „Titan“ finden muss – ein technisches Wunderwerk, das die Entstehung einer neuen Welt ermöglicht. Die Mischung aus beschwerlicher Schatzsuche im All (sehr schön gestalten sich die kristallenen Eiswelten) und „Star Wars“ mit Computer-Ballerspiel-Ästhetik macht einmal mehr deutlich, was den kommerziellen Erfolg von Bluth und Goldman oftmals verhinderte: ihr steter Glaube an ein schon etwas erwachseneres Publikum sowie eine damit einhergehende Tendenz zum Düsteren und zu gebrochenen Charakteren.

Kein anderer bedeutender Stummfilmkomiker hat in seinen Filmen so oft Traumsequenzen verwendet wie Buster Keaton. Meist dient der Traum seinen Protagonisten dabei als Flucht aus einer harschen Realität, in der sie ständig übervorteilte Versager sind. So auch in Keatons drittem längeren Spielfilm „Sherlock jr.“, in dem er einen armen Filmvorführer verkörpert, der bei der Vorführung eines Kriminaldramas im Projektionsraum einschläft. Im Traum springt Buster auf die Leinwand und mitten in den Film hinein, um als Detektiv Sherlock jr. die Perlen und die Unversehrtheit seines Mädchens zu retten. Busters Sprung auf die Leinwand ist wirklich verblüffend: Tatsächlich handelt es sich bei dieser wunderbaren Illusion um eine Dekoration, bei der die Leinwand – vor der man in einer Totale auch den Zuschauerraum mit einem Pianisten und dem Publikum sieht – durch eine Bühne ersetzt ist, die wiederum im Stile eines auf die Leinwand projizierten Films beleuchtet wurde.

„Sherlock jr.“ (OF) 28. 12. im Arsenal 2

Wenn es um den Charme des Marionettenspiels geht, ist die Augsburger Puppenkiste kaum zu schlagen. Die Fernsehinszenierungen der Geschichten um den Räuber Bill Bo und seine Kumpane oder den kindlichen Fantasiedinosaurier Urmel sind längst Klassiker. Im Kino Kiste gibt es jetzt noch einmal die ebenso klassischen Abenteuer von Jim Knopf und Lukas, dem Lokomotivführer zu sehen, die mit ihrer Dampflok Emma auf der kleinen Insel Lummerland leben, wo der telefonierwütige König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte milde regiert. Doch eines Tages müssen Lukas, Jim und Emma die Insel mit zwei Bergen verlassen, um der Herkunft von Jim auf den Grund zu gehen, der einst als Baby im Postpaket geliefert worden war …

„Titan A. E.“ 3. 1. Kino im Zeiss-Großplantarium

Lars Penning