ÄGYPTEN: Katalysatoren-Nachrüstung im Nahen Osten propagieren
: Feinstaub-Verordnung gegen Wüstensand

Zur Bekämpfung von gesundheitsschädlichem Feinstaub aus Autoabgasen planen viele deutsche Großstädte, sogenannte Umweltzonen einzuführen. Fahrzeuge der „Schadstoffgruppe 1“ dürfen in diesen innerstädtischen Zonen dann nicht mehr fahren. Auf dem Weg in mein Büro, das in der Innenstadt von Kairo liegt, frage ich mich im täglichen Stau, welcher Schadstoffgruppe wohl der städtische Bus angehört, der gerade seine schwarze Dieselwolke in das Innere meines Auto pumpt? Oder der alte Fiat, dessen Motor die letzten Monate seines Lebens aushaucht, indem er Öl statt Benzin verbrennt? Laut EU-Feinstaubrichtlinie sind nur an 35 Tagen mehr als 50 Mikrogramm Staub pro Kubikmeter Stadtluft erlaubt. In der Kairoer Innenstadt wird Feinstaub im Jahresdurchschnitt von über 250 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen. Angeblich produziert allein die Wüste rund um Kairo bereits 80 bis 100 Mikrogramm natürlichen Feinstaub.

Frau Merkel – bitte retten Sie mich! Nutzten sie den deutschen EU-Vorsitz, um die deutsche Feinstaubverordnung weltweit zu propagieren! Es wird nicht einfach werden. Denn unter die „Schadstoffgruppe 1“ fallen nicht nur Autos mit Dieselmotor oder solche ohne Katalysator, sondern auch Benziner mit einem geregeltem Kat der ersten Generation: Das sind neun von zehn Autos in der ägyptischen Hauptstadt.

Vielleicht sollten sie langsam aussortieren. Sie haben sechs Monate Zeit: In den ersten Wochen könnten sie alle Fahrzeuge aus dem Verkehr ziehen, deren Türen nicht mehr schließen und die deshalb mit Seilen zugebunden sind. Dann folgen die Fahrzeuge, die älter als drei Jahrzehnte sind: Vergessen Sie nicht, in dieser verdammten Trockenheit rostet nichts. Dann verbannen Sie die neueren Modelle, bei denen es statt aus dem Auspuff aus der Motorhaube raucht.

Der Einsatz würde sich lohnen: Am Ende dürfte wohl kaum ein ägyptisches Auto die begehrte Plakette erhalten, die für die Fahrt in einer Umweltzone notwendig wäre. Der deutsche Auto- und Katalysatorexport würde boomen, und gleichzeitig wäre das als echte EU-Friedensinitiative zu vermarkten – wenn Sie es schaffen würden, dass der Nahe Osten nicht Waffen, sondern Katalysatoren nachrüstet.

Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Da die ägyptische Sonne selbst im Winter noch brennt, wird es in meinem Fahrzeug schnell heiß und stickig. Und da mein Fahrzeug wie die meisten ägyptischen Vehikel über keine eingebaute Klimaanlage verfügt, muss ich früher oder später das Fenster wieder aufkurbeln. Die Zeit drängt also: Frau Merkel, ich flehe sie an – bitte unternehmen Sie etwas!

KARIM EL-GAWHARY, Kairo