Muslime bauen auf den Osten

Die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde beginnt mit dem Bau einer ersten Moschee im Ostteil der Stadt. Zwei Dutzend Gegner protestieren bei der Grundsteinlegung. Gemeinde hofft, Vertrauen zu schaffen

VON FELIX LEE

Wer gestern auf dem Weg in Richtung Tiniusstraße in Pankow-Heinersdorf war, musste den Eindruck haben, ihn erwarte ein Massenaufstand. „Nein, nein, nein zur Moschee“, dröhnte es anlässlich der Grundsteinlegung der Ahmadiyya-Moschee mit lauten Stimmen aus der Straße. Doch am Ort waren gerade mal zwei Dutzend Demonstranten. Das Geschrei kam über einen Lautsprecher vom Band

Der Protest gegen den Bau der Moschee ist deutlich abgeflaut. Noch im vergangenen Frühjahr hatte sich kurz nach Bekanntwerden des Vorhabens ein Bürgermob formiert, der es auch mit Hilfe der NPD schaffte, einige tausend Menschen gegen den ersten Moscheenbau auf früherem DDR-Gebiet aufzubringen. Auf dem etwa 4.000 Quadratmeter großen Areal plant die Ahmadiyya-Gemeinde ein zweigeschossiges Gebäude mit einem 12 Meter hohen Minarett.

„Wieder einmal hat sich eine Minderheit gegen die Meinung der Mehrheit durchgesetzt“, sagte der Moscheenbaugegner Walther Döring. „Kein Wunder, dass den Politikern nicht mehr vertraut wird.“ Zu der gestrigen Kundgebung hatte die Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger (IPAHB) aufgerufen, die seit Monaten gegen die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde hetzt. Zwei Bürgerbegehren hatte die Initiative, die auch von einigen Pankower Christdemokraten unterstützt wird, bereits beantragt. Sie wurden aber für unzulässig erklärt, weil sie gegen das Grundrecht auf Religionsfreiheit verstießen. Die IPAHB plant weitere Proteste.

Die Grundsteinlegung selbst verlief gestern friedlich. Rund 400 Muslime aus ganz Deutschland waren zu der Zeremonie gekommen. Unter den Gästen war auch das geistige Oberhaupt der Ahmadiyyas, Mirza Mazroor Ahmad, der nach seiner Vertreibung aus Pakistan in London im Exil lebt. Proteste gegen ihre Gebetshäuser seien sie gewohnt, so das Oberhaupt. Die Erfahrung habe jedoch gezeigt, dass es die Gemeinde anschließend immer geschafft habe, Vertrauen in der Nachbarschaft aufzubauen. „Sehr häufig werden die Gegner zu Freunden von Ahmadiyya“, sagte der Präsident der Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde in Deutschland, Abdullah Uwe Wagishauser. „Trotz der vergifteten Stimmung bleibt unsere Bereitschaft zum Dialog.“

Anwesend waren auch der Pankower Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD) und der Integrationsbeauftragte Günter Piening. „Unsere Verfassung garantiert die Religionsfreiheit als Grundrecht“, sagte Piening. Und zu den elementaren Grundrechten gehöre auch der Bau eines Gotteshauses. Daher werde sich in Heinersdorf in den kommen Monaten entscheiden, „ob das Grundrecht der Religionsfreiheit wirklich mit Leben gefüllt wird“.

Die Ahmadis verstehen sich als Reformbewegung innerhalb des Islam. Wegen ihrer Auslegung des Korans wurden sie jedoch 1975 aus der Gemeinschaft des Islam ausgeschlossen und sind in zahlreichen muslimischen Ländern verboten. Die Ahmadis grenzen sich scharf von militant-fundamentalistischen Strömungen des Islam ab und betonen dessen friedliche und tolerante Elemente. Auch der Verfassungsschutz stuft die Gemeinde als friedlich ein.

In Berlin hat die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde nach eigener Auskunft rund 200 Mitglieder.

Die Moschee in Heinersdorf soll noch in diesem Jahr fertig gestellt und nach der ersten Ehefrau des Propheten Mohammed, Khadidja, benannt werden.