Ahmadiyya-Moschee
: Lernt von den Muslimen

Vor nicht einmal einem Jahr hat die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde ihren Antrag zum Bau einer Moschee in Pankow-Heinersdorf eingereicht. Vor zehn Tagen hat das zuständige Bezirksamt die Baugenehmigung erteilt. Gestern war die Grundsteinlegung. Was bei den Behörden angesichts von Bürgerprotesten häufig zu langjährigen Verwaltungsakten auszuufern droht, wurde für deutsche Verhältnisse in Rekordzeit abgenickt. Das Pankower Bezirksamt hat ein deutliches Signal gesetzt – und damit exzellente Arbeit geleistet.

Kommentarvon FELIX LEE

Denn im Protest gegen den Moscheebau hat der Heinersdorfer Bürgermob ausgerechnet eine der besonders friedliebenden muslimischen Gemeinden auf dem Kieker. Abgesehen davon, dass in einer Demokratie jede Glaubensgemeinschaft das Recht auf ihre Ausübung hat, solange sie nicht andere schädigt, greifen die Gegner eine Gemeinde an, die eigentlich eine kulturelle Aufwertung in der bornierten Nachbarschaft darstellt.

Zwar stimmt die Ahmadiyya mit dem Islam darin überein, dass der Koran das Wort Gottes ist. Die Ahmadis betonen jedoch, dass jedes neue Zeitalter neue Herausforderungen mit sich bringt. Daher müsse die Religion ständig reformiert werden. Dazu gehört, dass der Kritik gegen den Islam nur mit Worten begegnet werden darf. Sie verurteilen jeglichen Gebrauch von Gewalt. Für sie ist der Dschihad eine moralische Anstrengung, sich selbst zu verbessern.

Und die Glaubensgemeinschaft geht noch weiter. Für sie verlangt der Islam nachdrücklich den Gebrauch der Vernunft – auch in religiösen Fragen. Blinden Gehorsam gegenüber religiösen Führern lehnt sie ab. Ihre Religionspraxis ist damit nicht nur dem orthodoxen Islam um Meilensteine voraus, sondern auch Teilen des Christentums. Und die Moscheegegner sollten sich davon ein besonders großes Stück abschneiden.