„Der Barnim braucht doch keinen Highway“

Robin-Wood-Aktivistin Tomaschek kämpft gegen die Abholzung einer Allee bei Rüdnitz – mit Baumbesetzungen

taz: Frau Tomaschek, Sie haben schon zum zweiten Mal einen Ahornbaum in Rüdnitz besetzt. Mal ganz praktisch – wie kommen Sie da hoch?

Katharina Tomaschek: Ganz einfach. Sie werfen ein Seil über die erste Astgabel und klettern mit Hilfe einer speziellen Schlingentechnik hoch. Für Profis ist eine Baumbesetzung in sieben Meter Höhe absolut ungefährlich, wir sind die ganze Zeit mit Seilen und Karabinerhaken gegen Absturz gesichert. Außerdem habe ich Übung und klettere, seitdem ich denken kann.

Trotzdem gibt es bequemere Protestformen. Warum tun Sie sich das an?

Der geplante Straßenausbau bei Rüdnitz ist ökologischer Irrsinn. Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund für die Fällung von über 700 Bäumen, die die Kreisverwaltung plant. Hier droht die Vernichtung einer der schönsten Alleen Brandenburgs. Ein Gutachten belegt, dass fast alle Bäume standfest und vital sind – nur wenige stellen eine Gefahr für den Verkehr dar.

Der Zustand der Straße ist katastrophal.

Diese Kreisstraße muss saniert werden, ganz klar. Aber beides ist möglich: der Erhalt der Bäume und die Ausbesserung der Straße. Das von den Barnimer Grünen in Auftrag gegebene Planungsgutachten eines renommierten Büros schlägt gleich mehrere Ausbauvarianten vor. Es geht schließlich um eine vergleichsweise wenig befahrene Straße zwischen Ortsteilen. Der Barnim braucht doch keinen Highway, nur damit man eine Minute schneller in Danewitz ist.

Die Verwaltung argumentiert, dass EU-Millionen nur für den Ausbau fließen, wenn die Straße so breit ausgebaut wird, dass die Bäume fallen müssen.

Das stimmt nicht. Es gibt laut Gutachten durchaus Möglichkeiten, die förderfähig sind und die Bäume schonen. Die Behörden lancieren in dieser Debatte bewusst falsche Informationen. So stand die Drohung im Raum, dass die Straße bei Erhalt der Bäume eventuell herabgestuft werden müsste. Damit wären die Anwohner an den Baukosten beteiligt. Kein Wunder, dass sich einige für die Fällungen aussprechen.

Aktionen zivilen Ungehorsams sind im ländlichen Brandenburg selten. Wie reagiert die Bevölkerung auf Ihren Protest?

Positiv. Auf der Internetseite www.bar-blog.de melden sich viele Anwohner zu Wort, die unsere Proteste mit Sympathie verfolgen. 1.300 Menschen haben innerhalb kürzester Zeit für den Erhalt der Bäume unterschrieben. Den Behörden sind solche Einwände der Bürger in meiner Wahrnehmung aber völlig egal.

Die Ausschreibung für die Fällung läuft bereits. Wie geht der Protest weiter?

Weitere Proteste sind im Moment nicht geplant. Über ein Wiedersehen mit dem ein oder anderen Polizeibeamten würde ich mich aber freuen. Da waren ein paar echte Schnuckis dabei. INTERVIEW: ULRICH SCHULTE