… WAS MACHT EIGENTLICH ... Wolf Biermann?
: Bei der PDS anecken

Geschichte wiederholt sich bekanntlich. Verläuft sie das erste Mal noch tragisch, so das zweite Mal als Farce. Wenige wissen das besser als Wolf Biermann. Der sang in der DDR der 60er-Jahre im Lied „Warte nicht auf bessre Zeiten“: „Manche raufen sich die Haare / Manche seh’ ich hasserfüllt / Manche seh’ ich in das Wolltuch / Des Schweigens eingehüllt.“ Damals wollte der Bartträger die DDR-Sozialisten zu konstruktiver Kritik am Gesellschaftssystem aufwiegeln. Das System blieb, Biermann musste gehen. Später ging das System doch noch, Biermann ist geblieben. Und so populär, dass sich die Sozialisten wieder die Haare raufen.

Die CDU will Wolf Biermann die Ehrenbürgerschaft Berlins antragen. Grüne und FDP sind dafür. Die SPD-Fraktion berät darüber. Allein die Linkspartei sieht da massive Probleme: „Er hat sich für Bürgerrechte ausgesprochen“, gesteht deren Fraktionssprecherin Kathi Seefeld dem 70-Jährigen zu. „Aber als Friedenspartei haben wir wegen der Position Biermanns sehr viel Skepsis.“ Er befürwortete 2003 den Irakkrieg der USA.

Da hat die Friedenspartei natürlich Recht. Wer den Fehler begeht, über Jahrzehnte das Richtige zu sagen, dem darf man einmalige Schnitzer nicht verzeihen. Wo kämen wir denn da hin? Am Ende fordern Hunderttausende das Recht aufs persönliche und politische Irren. Womöglich nicht nur fürs einmalige Dummschwätzen, sondern gar fürs jahrzehntelange Mitmachen und Wegducken! Das darf nicht sein. Oder, liebe Linkspartei?       MLO FOTO: AP