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: Berlin ist hip, nicht nur für Kreative

Wer in Berlin eine Wohnung sucht – nicht zu klein und nicht zu teuer –, weiß es schon lange. In bestimmten Gegenden braucht man gar nicht erst anfangen. Der Prenzlauer Berg zum Beispiel ist auf bestem Wege, zum Berliner Schwabing zu werden. Zumindest hier ist Berlin inzwischen reich und sexy.

Kommentar von UWE RADA

Das würde nicht überraschen, wenn der Trend auf wenige Altbauquartiere beschränkt bliebe. Tut er aber nicht. Schon lange ist Friedrichshain ein Prenzlberg im Kleinen, und Pankow schickt sich an, die Ex-Prenzlauer-Berger zu beherbergen, die mehr Ruhe wollen, ohne die Nähe zum Kollwitzplatz zu missen.

So wird es demnächst weitergehen – in Weißensee und Lichtenberg, in Niederschönhausen und am Gesundbrunnen. Denn der Run auf Berlin ist ungebrochen – bei den Jungen und Kreativen wie bei Spekulanten.

Spätestens da aber stellt sich die Frage: Wer wird die Oberhand behalten? Die, die die niedrigen Kosten als Starthilfe brauchen für ihre Agenturen und Dienstleistungsideen? Oder die, denen Billigberlin ein Wechsel auf riesige Renditen ist?

Sollte der Wohnungsmarkt noch weiter in die Teuerungsspirale geraten, kann Berlin schnell auf der Verliererseite sein. Je mehr Schwabing, desto weniger von dem, was die Stadt – auch international – so attraktiv macht. Ausweichbewegungen gibt es schließlich nicht nur auf Quartiersebene, sondern auch europaweit. Prag, das seine kreative Szene an Berlin verloren hat, ist dafür ein Beispiel.

Was aber tun? Rot-Rot hat darauf die Antwort: Keine weiteren Wohnungsverkäufe. So zynisch es klingt, aber zumindest das sichert die Möglichkeit, dass das experimentelle Berlin die Stadt nicht verlässt, sondern auch noch den Wedding oder Hohenschönhausen entdeckt.