Strahlende Geschäfte im Kongo

In der Heimat der Hiroshima-Atombombe werden bis heute Uranerze geschmuggelt

BRÜSSEL taz ■ Beim Kampf gegen Nuklearproliferation ist die Demokratische Republik Kongo von besonderem Interesse. In der Hauptstadt Kinshasa steht der älteste Forschungsreaktor Afrikas - auf einem erdrutschgefährdeten Universitätsgelände. Der Verbleib des dortigen Urans während der Kongo-Kriege hat Warlords und Geheimdienste in Atem gehalten. Aus der Mine Shinkolobwe im Süden des Kongo stammte das Uran, das die USA für die Atombombe von Hiroshima 1945 nutzten, und bis heute kommen radioaktive Erze aus der Mine, auf die schon Nordkorea sein Auge geworfen hat.

Im November 2006 unterschrieb die scheidende Allparteienregierung Kongos allerdings mit der britischen Firma Brinkley Mining einen Exklusivvertrag über die Nutzung kongolesischer Uranvorkommen, das international mit Erleichterung aufgenommen wurde. Brinkley soll Kongos Atomenergiebehörde CGEA helfen, den Export radioaktiver Substanzen unter Kontrolle zu bringen.

Es gibt nämlich Vorwürfe, wonach Iran versucht hat, im Kongo Uran zu kaufen. Das belgische Wirtschaftsmagazin Trends berichtete letztes Jahr, es verfüge über Korrespondenz aus der Zeit zwischen November 2005 und Mai 2006 zwischen der iranischen Bergbaufirma Saman Cheshemen Mines und der deutschen Firma Wieland Lufttechnik aus Erlangen über den Ankauf kongolesischen Urans im Wert von über zwei Milliarden Dollar.

Den Dokumenten zufolge hat ein John Kahozi, der sich als Vertrauter von Kongos Staatschef Joseph Kabila ausgab, bei Reisen zwischen Teheran, Dubai und Simbabwe die Kaufverträge ausgehandelt. Zwischen 2002 und 2006 soll es zwölf Uranlieferungen aus dem Kongo nach Iran via Tansania gegeben haben. Die britische Sunday Times berichtete letztes Jahr außerdem unter Berufung auf einen vertraulichen UN-Untersuchungsbericht, Kongos Sicherheitsdienste hätten in den letzten sechs Jahren 50 Behälter Uran und Cäsium bei der versuchten Ausfuhr sichergestellt. FRANÇOIS MISSER