CSU-Rebellion ohne Inhalte
: KOMMENTAR VON BETTINA GAUS

Was geht eigentlich in der CSU vor? Schwer zu sagen. Fest steht immerhin: Es ist zunächst einigen mittleren und – nach längerer Zeit dann – auch einigen höheren Chargen in der bayerischen Regierungspartei aufgefallen, dass der Ministerpräsident nicht mehr der Jüngste ist. Dass er schon seit längerer Zeit an der Macht ist. Dass er nicht über genau dieselbe Ausstrahlung wie – sagen wir: George Clooney verfügt. Überraschung! Und weiter?

Nichts weiter. Über Politik wird nicht gestritten. Also nicht über den Haushalt, nicht über Sparprogramme. Nicht über Ausländerpolitik, nicht über Gesundheitsreformen, nicht über einen EU-Beitritt der Türkei, nicht über Sozialpolitik. Inhaltlich wird Edmund Stoiber nicht kritisiert. Nur die Persönlichkeit des Ministerpräsidenten missfällt auf einmal Leuten, die ihn eigentlich längst in jeder Nuance seines Wesens kennen. Also sowohl in seinen Stärken als auch in seinen Schwächen.

Seit zwei Tagen wird auch über einen möglichen Rivalen von Stoiber und über dessen Privatleben geredet. Unter zwei Aspekten: ob nämlich die entsprechenden Indiskretionen gezielt gestreut worden sind. Klare Antwort: ja. Und ob das dem Politiker schaden wird. Ebenso klare Antwort: nein. Wer immer gehofft hat, Horst Seehofer mit Hinweis auf eine Liebesaffäre zu diskreditieren, dürfte sich verkalkuliert haben. So blöd sind die Bayern nicht, als dass sie die böse Absicht nicht erkennen würden. Und um Privatsachen geht es bei der Krise nicht.

Aber worum dann? Das bleibt seltsam nebulös. Auch ein Blick auf die Opposition hilft nicht recht weiter. Sie wünscht Neuwahlen. Weil nämlich Edmund Stoiber und die CSU in Umfragen abstürzen. Auch noch aus anderen Gründen, politischen beispielsweise? Nicht doch. Es genügt, dass die Leute den Fürsten irgendwie satthaben. Ihn und das schlechte Krisenmanagement.

Ach, es hätte seit Jahren so viele gute Gründe gegeben, innerhalb der CSU gegen Machtmissbrauch und undemokratische Gepflogenheiten zu rebellieren. Aber wenn es dann endlich zu einer Rebellion kommt und trotzdem so gar nicht über Inhalte geredet wird: Dann kann eigentlich auch alles bleiben, wie es ist. Dann ändert sich nämlich sowieso nichts.