Huber Bubba

Der evangelische Bischof Wolfgang Huber ist der größte Blasenwerfer unserer Zeit

Die evangelische Kirche ließ sich etwas einfallen: „Kompetenz-Kompetenz“

Nachdem die Katholen unter Benedetto Ratzinger mediengerecht über glutenfreie Hostien streiten und Papst sein coole Trendsportart geworden ist, hat sich die evangelische Kirche wirklich etwas einfallen lassen müssen. Immerhin hat sie mit Bischof Wolfgang „Hubi“ Huber einen „intellektuellen Überflieger“ (Tagesspiegel) am Start, der nix anbrennen lässt, der besonders in seiner öffentlichen Wortwahl verdeutlicht, dass es ohne Protestantismus keinen Kapitalismus, und was noch viel wichtiger ist: ohne Kapitalismus keinen Protestantismus gäbe.

„Auf Gott vertrauen und das Leben gestalten – Themenmanagement und Agendasetting bewusst stärken“, so Hubers aktuellste Devise. Und nachdem selbst die Glaubenskriegsberichterstattung dieser Zeitung eine akute Gefährdung durch die „profilstärkeren Freikirchen einerseits und die Entkirchlichung oder Desinteresse andererseits“ diagnostiziert hat, beginnt der Kreativbischof folgerichtig mit handfest-prognostischer Arbeit: „Im Jahre 2030 ist die evangelische Kirche in der öffentlichen Wahrnehmung dadurch stark, dass sie gemeinsame Themen und Positionen vorgibt, die in die Gesellschaft hineingetragen und vertreten werden. Die professionelle Reflexion dieser Themen in Zuschnitt und Abfolge sowie die öffentliche Kommunikation der Themen sind die wichtigsten Voraussetzungen für eine starke und profilierte Präsenz.“ Kurz: gemeinsam abhängen und beten wie die Profis.

Wann, ist klar: 2030. Aber wo? An „Begegnungsorten, die missionarisch-diakonisch-kulturell ausstrahlungsstark sind und angebotsorientiert in einer ganzen Region evangelische Kirche erfahrbar machen“. Missionarisch-diakonisch-kulturell ausstrahlungsstark, angebotsorientiert, erfahrbar machen – das isses, was den Pastoren bisher gefehlt hat. Sie stinken nicht mehr länger aus dem Hals und tragen keine Bauernkriegsfrisuren, i wo, der Pfarrberuf ist laut Huber Bubba künftighin „ein attraktiver und anspruchsvoller, angemessen finanzierter und hinreichend flexibilisierter Beruf. Pfarrerinnen und Pfarrer sind leitende geistliche Mitarbeitende der evangelischen Kirche. Zu ihren Schlüsselkompetenzen gehören theologische Urteilsfähigkeit und geistliche Präsenz, seelsorgerliches Einfühlungsvermögen und kommunikative Kompetenz, Teamfähigkeit und Leitungsbereitschaft, Qualitätsniveau und Verantwortung für das Ganze der Kirche“. Geil. Aber Agendasetting und Themenmanagement hin und her, wie sieht es mit „Zielgruppenarbeit und Kompetenzzentren“ aus? Sind sie ausreichend „dienstleistungsbereit“? Vulgo: Flutscht der Laden, und wenn ja, wo besonders?

Die EKD-Visionäre um Huber sind ja „präzise im Denken“ (Frankfurter Rundschau) und wissen die korrekte Antwort: „Die Aufgaben der Landeskirchen werden zunehmend in enger Abstimmung mit anderen Landeskirchen, mit anderen konfessionellen Zusammenschlüssen und mit der EKD wahrgenommen. … Damit verfügen die Landeskirchen über die Kompetenz-Kompetenz zur Definition und Zuordnung grundlegender kirchlicher Aufgaben.“ Cool! Wichtig für den hocheffizienten Glaubensbetrieb seien ferner „Kompetenzangebote“ mit den lutherischen „Kernkompetenzen“: „überzeugende Beratungskompetenz“, „theologische Leitungs- und Profilierungskompetenz“, „qualifizierte Führungskompetenz“, „Deutungskompetenz“, „seelsorgerische Amtshandlungskompetenz“, „missionarische Innovationskompetenz“ sowie … was fehlt? Ja, scheiß die Wand an: die „gabenorientierte Motivations- und Qualifikationskompetenz“, logisch! Da kommt schon was zusammen, Leute.

Let’s call it am besten „Beheimatungskraft“, denn so nennt Huber, der „kluge, kantige Kopf“ (taz), die „Kernkompetenz“ seiner Kirche ja auch. Die hat voll „mit den qualitativen Ansprüchen an theologisches, liturgisches und seelsorgerisches Handeln zu tun; hierin liegt deshalb eine entscheidende Herausforderung. Die Verständigung über ein vergleichbares Qualitätsniveau in diesen kirchlichen Schlüsselangeboten ist unerlässlich“. Noch ein wenig „Benchmarking“ und „Fundraising“ drübergestreut, und Naturkatastrophen, Kriege, Seuchen, Islamoschwule samt Benedikt Nummer 16 können einpacken.

Allein schon vor Pastoren, die als Zwischenwirte ein Wort wie Kompetenz-Kompetenz ausbrüten, würden alle Übel dieser Welt die Beine in die Hand nehmen. So sie denn welche hätten.

„Huber gäbe einen modernen evangelischen Papst ab“ (Frankfurter Rundschau), und seine mobilen Beraterteams würden den evangeilischen Glauben – Feuer und Schwert sind out – in der ganzen Welt profilstark, flexibel und angebotsorientiert erfahrbar machen. Arrrrrrrrrrrgh!

MICHAEL RUDOLF