Am Profit orientiert

betr.: „Ich habe Menschen bestochen“, taz vom 12. 1. 07

Das Interview von Elke Brüser mit John Rengen stellt deutlich klar, dass die Vorgehensweisen der Pharmaindustrie zur Produktvermarktung sich einzig und allein am Profit orientieren. Das viel beschworene „Wohl des Patienten“ ist in diesem Zusammenhang völlig bedeutungslos.

Die beiden Firmen Eli Lilly und Novo Nordisk, für die Herr Rengen nach eigenen Angaben sein „halbes Leben“ gearbeitet hat, sind die beiden größten Insulinproduzenten auf dem Weltmarkt. Seit dem Jahr 1982 werden von diesen sowohl die so genannten „Humaninsuline“ als auch die sogenannten „Insulinanaloga“ (seit ca. 1996) erfolgreich vermarktet. Beide Stoffe haben mit den ursprünglich natürlichen Insulinen, welche aus Schweine- oder Rinderpankreas extrahiert werden, nichts zu tun. Es handelt sich bei diesen um synthetisch (gentechnisch) hergestellte Stoffe, auf die einige Diabetiker mit eklatanten Unverträglichkeiten (Unterzuckerungen ohne jegliche Warnsymptome und plötzlich eintretender Bewusstlosigkeit), in extremen Fällen sogar mit tödlich verlaufenden Anaphylaxien reagieren. Diese Nebenwirkungen sind allerdings erst seit sehr kurzer Zeit überhaupt in der öffentlichen Diskussion (insbesondere im Zusammenhang mit den Untersuchungen zur Erstattungsfähigkeit der „Analogainsuline“ durch das IQWiG). Noch vor Kurzem wurde das Vorhandensein derartiger Allergien von der überwiegenden Mehrheit der Ärzte schlichtweg abgestritten. Als Diabetiker-Initiative A 21 kämpfen wir – gemeinsam mit anderen Betroffenen – für den Erhalt der seit über 80 Jahren bewährten tierischen Insuline auf dem Markt.

Nach diesem Interview wundert es nicht mehr, dass die meisten Ärzte und Diabetologen von unseren schwerwiegenden Problemen mit diesen „Kunst-Stoffen“ nie etwas haben hören wollen.

URSULA RICHTS, Stuttgart