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: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Die Drei von der Tankstelle“ 29. 1. im Arsenal 1

Die Filmreihe „Das Sexsymbol auf der Stummfilmleinwand“ beim Internationalen Festival für Stummfilm und Musik wird fortgesetzt mit dem nicht allzu häufig gezeigten „Prix de beauté“ (1930) von Augusto Genina. Der Film zeigt auf interessante Weise, wie das Kino damals auf Veränderungen in der Gesellschaft reagierte: „Prix de beauté“ thematisiert die Diskrepanz zwischen traditionellen Geschlechterrollen und einem neuen Bild der Frau – hatte diese doch längst die Arbeitswelt erobert, das Wahlrecht erlangt und ihr Recht auf Vergnügungen aller Art eingefordert. Louise Brooks– mit ihrer Kurzhaarfrisur bereits optisch eine „moderne“ Frau – spielt eine Sekretärin, die bei einem Schönheitswettbewerb zur Miss Europa gekürt wird. Dadurch eröffnet sich ihr plötzlich eine neue Welt mit mondänen Partys und schicken Kleidern. Doch der biedere Gatte erwartet, dass sie ihre Hausfrauenpflichten erfüllt. Das kann natürlich nicht gut gehen: Sie verlässt ihren Mann und macht Karriere beim Film. Das größte männliche Sexsymbol der Stummfilmära war zweifellos Rudolph Valentino, der in dem vergnüglich parodistischen Abenteuerfilm „Son of the Sheik“ (1926) gleich zweimal zu sehen ist. Denn Valentino spielt sowohl den Scheich als auch dessen Sohn Ahmed, der es inmitten attraktiver Wüstenlandschaften mit haarsträubend kostümierten Schurken und der schönen Tänzerin Yasmin (Vilma Banky) zu tun bekommt. Musikalisch begleitet werden die Filme vom Schlagwerker Steven Garling.

„Als das Meer verschwand“ 25. 1.–31. 1. im Sputnik Südstern 2; 26. 1.–27. 1. im Balázs; 26. 1., 28. 1.–29. 1. im Casablanca

Eine interessante Mischung aus kompliziertem Familiendrama, Thriller und akkuratem Gesellschaftsporträt gelang dem Neuseeländer Brad McGann mit „Als das Meer verschwand“. Erzählt wird die Geschichte eines Kriegsfotografen, der nach siebzehn Jahren zurück in die von emotionalen Krüppeln und bigotten religiösen Fanatikern bevölkerte neuseeländische Pampa kommt. Er begegnet seinem Bruder Andrew, der einen unausgesprochenen Groll gegen ihn hegt, der Schwägerin, die seiner puritanischen Mutter ähnelt, und seiner Exfreundin Jackie, die einst Rockstar werden wollte und heute die Metzgerei des Ortes betreibt. Und er freundet sich mit Celia an, der 16-jährigen literarisch ambitionierten Tochter von Jackie, mit der ihn offenbar mehr als nur Seelenverwandtschaft verbindet. Als Celia jedoch spurlos verschwindet, ist Paul plötzlich der Hauptverdächtige. In einem Geflecht von Rückblenden entfaltet sich schließlich ein Familiengeheimnis, dessen Auswirkungen bis in die Gegenwart reichen. Die Charaktere des Dramas sind stimmig, die Inszenierung wirkt unaufdringlich und die schauspielerischen Leistungen sind ausgezeichnet.

„Geld allein macht auch nicht glücklich, hat man aber augenblicklich gar kein Geld, wird man nervös“, sang Willy Fritsch lebensklug in Wilhelm Thieles Musikkomödie „Die Drei von der Tankstelle“ (1930) und gab gemeinsam mit den Damen und Herren Harvey, Karlweis und Rühmann den Menschen in der Zeit großer wirtschaftlicher Krisen etwas zu lachen. Man kann sich noch heute darüber amüsieren. Lars Penning

„Der Sohn des Scheichs“ 25. 1.; „Prix de beauté“ 26. 1. im Babylon-Mitte