Schulen analysiert

Erste Bilanz der Schulinspektoren: Jede zehnte Schule hat deutliche Defizite im Unterricht. Standort spielt keine Rolle

Die Schulinspektorin plauderte freimütig aus der Schule. Die Eindrücke von Margit Boekhoff und der 18 seit knapp einem Jahr tätigen Kontrollteams bestätigen, dass in den 860 Berliner Schulen tatsächlich ein „neues Zeitalter“ begonnen hat. So hat es beim Start der damalige Schulsenator Klaus Böger (SPD) angekündigt. Erstmals in ihrer Geschichte werden nicht nur die Schüler, sondern nun auch die Lehrer, die Qualität des Unterrichts und der bauliche Zustand der Schulen benotet. In der ersten Zwischenbilanz, die Boekhoff nach 130 Schulbesuchen zog, kommen die Schulen glimpflich weg. Etwa 10 Prozent haben deutlich sichtbare Defizite im Unterricht. Zwei Schulen müssen mit strengen Auflagen weitermachen. „So geht es nicht weiter“, hieß es laut Boekhoff in diesen Fällen.

Im Detail aber wird klar, dass der Nachholbedarf überall groß ist. Zu häufig dominiert noch der klassische Frontalunterricht, besser wären in vielen Fällen Gruppen- und Partnerarbeit sowie individuelle Förderung. Im Argen liegt die Nutzung der modernen Kommunikationsmittel. Die PC-Nutzung im Klassenraum sei „sehr, sehr selten“, hieß es. Wiederholt wurden Computer „versteckt hinter Sofas oder in der Ecke auf dem Boden liegend“ gefunden.

Erklärung für schlechte Ergebnisse in nationalen und internationalen Schul-Wettbewerben fanden die Inspektorenteams auch im Unterricht: „Im Bereich des selbstständigen Lernens liegen große Defizite vor“, sagte Boekhoff. Es sei „eher selten“ zu erkennen, dass die Schüler eigene Lösungen suchen und finden.

Weniger Probleme gibt es wegen der bezirklichen Standorte der Schulen. „Die Qualität ist unabhängig von der sozialen Lage.“ Auch in so genannten sozialen Brennpunkten hätten die Schulbesuche hervorragende Ergebnisse zu Tage gebracht. dpa