tränenpalast
: Mauergedenken ohne Zentrale

Ist da der Opposition der Erfolg zu Kopf gestiegen? Nach der späten Vergabe der Berliner Ehrenbürgerwürde an Wolf Biermann hat sich die CDU erneut zu Wort gemeldet. Diesmal geht es nicht um die Ehrung eines ehemaligen DDR-Oppositionellen, sondern um ein DDR-Bauwerk. Der Tränenpalast, so will es Fraktionschef Michael Braun, soll zur zentralen Mauergedenkstätte der Stadt werden.

Kommentar von UWE RADA

Nun ist es so, dass die CDU auch diesmal reichlich spät kommt. Immerhin hat der Senat im vergangenen Jahr ein Konzept zum Mauergedenken beschlossen. Ein Konzept zumal, das auch über die Parteiengrenzen hinweg und in der Fachwelt viel Zustimmung gefunden hat. Warum hat sich die CDU damals nicht zu Wort gemeldet?

Die Antwort kann nur heißen: Wolf Biermann. Offenbar hat die Opposition ein Thema gefunden, mit dem sie den Senat aus SPD und vermeintlichen SED-Nachfolgern vor sich her treiben kann. Dass das Mauergedenken längst beschlossen ist, ist da kein Hindernis. Im Gegenteil: Ganz unverblümt meint Michael Braun, ach dem Ende der Ära Flierl könne man auch dessen Erbe entsorgen.

Das Perfide daran: Anders als beim Thema Biermann weiß die CDU um die gepflegte Abneigung des Neukultursenators Klaus Wowereit gegen dessen Vorgänger. Eine Änderung des Mauerkonzepts und die Einrichtung einer zentralen Gedenkstätte wäre sozusagen die letzte Vertreibung des Thomas Flierl aus dem Senat.

So weit aber wird Klaus Wowereit nicht gehen. Immerhin gibt es auch inhaltliche Gründe gegen eine „zentrale Gedenkstätte“. Die Mauer war nicht nur an einer Stelle, sie war überall. Flierls Konzept ist deshalb dezentral – und das bleibt auch gut so!