Den Orkan im Auge

Die Region ist nicht nur vom Klimawandel betroffen. In Potsdam und Eberswalde wird er auch erforscht. Experten werden zudem in Global Change Management ausgebildet

Berlin und Brandenburg gehören nicht nur zu den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Regionen. Hier wird auch intensiv zum Thema geforscht.

Schon vor vier Jahren betonte das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung, dessen Direktor Hans Joachim Schellnhuber inzwischen Chefberater der Bundesregierung in Klimafragen ist, dass Brandenburg Probleme mit dem Wasser bekommen wird. Die von der Landesregierung in Auftrag gegebene Studie zur klimatischen Entwicklung bis 2055 wurde in den Medien vielfach als Szenario einer „Versteppung“ bewertet. Als Reaktion darauf wurde in Brandenburg eine Arbeitsgruppe „Landeswasserhaushalt“ gebildet, die verschiedene Vorschläge zum Wasserrückhalt in der Landschaft formuliert hat.

Doch nicht nur in Potsdam wird kräftig zum Klimawandel und seinen Folgen geforscht, sondern auch in Eberswalde. Schwerpunkt hier ist vor allem die Bioenergie. Für den Präsidenten der Fachhochschule Eberswalde, Wilhelm-Günther Vahrson, ist das ein hochkomplexes Thema, bei dem es auch die Risiken zu beachten gelte: „Um negative Auswirkungen auf die Umwelt zu vermeiden, muss es auch für Biomasse eine Zertifizierung geben.“ Das gelte vor allem für importierte Biomasse.

So werbe zwar die Therme in Templin damit, ohne schädliche Treibhausgase zu heizen, weil statt fossiler Energieträger Palmöl verwendet wird. Die Palmen aber verdrängen vielerorts die ursprüngliche Vegetation. Vahrsons Fazit: „Gut für das Klima, schlecht für die Umwelt.“ Die Forschungen an der Fachhochschule sollen beitragen, dass Bioenergie künftig rundherum den Stempel „gut“ bekommt.

Damit in Brandenburg und dem Rest der Welt auch künftig auf höchstem Niveau zum Klimawandel geforscht werden kann, wurde auch kräftig in die Lehre investiert. Jüngstes Beispiel ist der internationale Masterstudiengang „Global Change Management“, der im vergangenen Dezember an der FH Eberswalde eingerichtet wurde. Für den Studiengangsleiter Pierre Ibisch ist Global Change auch „die Gestaltung von Projekten und Institutionen, welche die erwarteten negativen Konsequenzen des globalen Wandels abwenden oder mildern sollen“. Partner des Studiengangs sind unter anderem die Münchner Rück, eines der großen Rückversicherungsunternehmen, sowie das PIK in Potsdam.

Dass zwischen Forschung und Politik aber nicht nur eitel Sonnenschein herrscht, zeigt das Thema Braunkohle. Die Fortführung der Braunkohleverstromung führt nach Ansicht des PIK nicht nur zum Anstieg der CO2-Emissionen. Auch der Umbau der Tagebaulöcher zur Seenlandschaft ist nicht unproblematisch. Wilhelm-Günther Vahrson von der FH Eberswalde meint: „Wenn ich daran denke, wie viel Wasser wir da einleiten und wie viel uns andernorts fehlt, wird mir ganz mulmig.“ UWE RADA