Obskure Kreuzberger „Townhouses“

betr.: „Bunker soll Investor trotzen“, taz vom 1. 2. 07

In den Berichten über die „Townhouses auf dem Fichtebunker“ wird leider zu wenig auf die teils obskuren Umstände eingegangen, unter denen der grüne Kreuzberger Bürgermeister Schulz ankündigt, dass das Projekt genehmigt wird. Erst auf Initiative der neu formierten Initiative Fichtestraße bequemte sich der Bürgermeister, eine Unterrichtung der Öffentlichkeit am 30. Januar anzuberaumen. Zur Einladung wurde lediglich eine Hand voll Zettel an einzelne Wohnhäuser der Fichtestraße geklebt. Deshalb hat die Initiative Fichtestraße aus eigenen Mitteln 500 Flugblätter drucken lassen und an alle Haushalte der Fichtestraße verteilt. Und deshalb also die Überraschung der politisch Verantwortlichen, als mehr als hundert Bürger erschienen.

Die Projektentwickler blieben bei der Beschreibung ihres Projektes allgemein. Dem Bürgermeister Schulz reicht das aber offenbar – genauso wie die leichthin behauptete Bonität der neu gegründeten Eigentümer GmbH. Geltendes Recht, Denkmalschutz spielten keine Rolle. Kein Wort davon, dass mit Billigung der Unteren Denkmalbehörde und unter den Augen der Bauaufsicht und des Bürgermeisters und unter dem Protest von Anwohnern bereits ein rund 20 Quadratmeter großer Schwarzbau auf einem denkmalgeschützten Gebäude errichtet worden ist, bevor überhaupt der Verkauf rechtskräftig vollzogen worden war. Ohne Baugenehmigung und mit offenbar so gravierenden Sicherheitsbedenken der Bauaufsicht, dass angeblich den Architekten verboten wurde, Menschen auf den Bunker zu führen.

Die Projektentwickler mochten im Verlauf der Veranstaltung weder eine Garantie übernehmen, dass die filigrane Schwedler-Kuppelkonstruktion des Gasometers durch die Bauphase und auch später erhalten bleibt, noch konnten sie benennen, wie sie, als die angeblich derzeitigen Eigentümer, das Denkmal erhalten werden.

Unter zustimmendem Nicken des Bezirksbürgermeisters wurde darauf hingewiesen, dass die Böden neben dem Fichtebunker kontaminiert seien und im Bunker Asbest verarbeitet worden sei. Obwohl bisher weder eine unabhängige Asbestuntersuchung noch eine unabhängige Bodenuntersuchung noch eine Lärmschutzuntersuchung noch detaillierte Baupläne vorgelegt wurden, soll Anfang Mai mit dem Bau begonnen werden. Kein einziger vernünftiger Grund wurde genannt, warum man diese wunderbare Ecke Kreuzbergs zerstören muss. PETER RUTHENBERG, Berlin

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