Städte für Heroin

Bonn und Köln wollen Gesetz zur Heroinvergabe auf Rezept. Unterstützt werden sie von der Polizei

DÜSSELDORF taz ■ Die Städte Bonn und Köln fordern die Freigabe von Heroin auf Rezept für Schwerstabhängige. „Dafür muss der Bundestag das Betäubungsmittelgesetz ändern“, sagt Monika Frömbgen, Sprecherin der Stadt Bonn. Nur so könnten mittelfristig die Krankenkassen die Finanzierung übernehmen.

Die beiden rheinischen Kommunen gehören zu den sechs Modellstädten in Deutschland, die diese Therapieform seit 2002 betreiben. Das Projekt, das von Bund, Ländern und zum Großteil von den Kommunen finanziert wird, läuft Mitte des Jahres endgültig aus. In einer gemeinsamen Resolution fordern die betroffenen Kommunen den Bundestag auf, eine gesetzliche Grundlage zu schaffen.

In Bonn kommen bereits 14 der anfänglich 50 TeilnehmerInnen ohne Heroin aus. Bei neun weiteren Probanden wurde prognostiziert, dass sie Ende des Jahres ihre Therapie erfolgreich beenden können. Etwa die Hälfte der Schwerstabhängigen müssten aber länger behandelt werden, sagt Frömbgen: „Für diese würde ein Abbruch zu erheblichen Risiken, wenn nicht sogar zu Lebensgefahr führen.“ Die Vergabe des künstlichen Heroin laufe erfolgreicher als der dazu parallel laufende Versuch einer Methadon-Therapie.

Auch die Kölner Polizei begrüßt die Abgabe von Heroin an Schwerstabhängige. „Bereits mit Beginn des Versuchs haben wir die darin liegenden Chancen erkannt“, sagte gestern Polizeipräsident Klaus Steffenhagen. Die Beschaffungskriminalität der 10.000 Drogensüchtigen in Köln koste die Stadt 300 Millionen im Jahr. „Unter diesen Gesichtpunkten bekommt die Diskussion über die Kosten des Modellprojektes, etwa 18.000 Euro jährlich pro Proband, eine andere Dimension“, so Steffenhagen. NATALIE WIESMANN

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