berlinale szene Grabplattenteint

Frau Cruz und L’Oréal

Vor 15 Jahren habe ich Penélope Cruz zum ersten Mal wahrgenommen. Das war in einem Film des spanischen Regisseurs Bigas Luna; er hieß „Jamón, jamón“ („Schinken, Schinken“). Cruz war damals gerade volljährig geworden, sie spielte ein junges Ding auf dem Land und war in allerlei Liebeshändel und Sexaffären verwickelt. Ihre Nase war nicht korrigiert, ihre Lippen wussten nicht, was Botox war, und Tom Cruise hatte noch keine Ahnung davon, wie hinreißend sie aussah.

Seit ein paar Tagen ist Penélope Cruz überall, jedenfalls in den Straßen rund um den Potsdamer Platz. Denn ihr Porträt schmückt die Plakate eines wichtigen Berlinale-Sponsors, der französischen Kosmetikfirma L’Oréal. Wobei schmücken in diesem Fall das falsche Wort ist. Von Cruz’ Charme und ihrer Schönheit ist nicht mehr viel übrig. L’Oréal macht sie zu einer Dame mit hochgestecktem Haar und zentnerschwerem Lidschatten. Make-up und digitale Bildbearbeitung machen ihren Teint so glatt, dass man meint, es mit einer Grabplatte statt mit Haut zu tun zu haben. So wie Cruz hier aussieht, könnte man sie in eine 50er-Jahre-Familienkomödie versetzen. Sie würde die Rolle der eleganten Ehegattin übernehmen und den Kollegen ihres Mannes Martinis servieren. Niemand bemerkte die Zeitreise, und es bräuchte mindestens einen Regisseur wie Douglas Sirk, damit das Unglück der Verdammten zum Vorschein käme. CRISTINA NORD