Die Republik der Angsthasen

Eine neue Studie zeigt: Die Deutschen sind deutlich weniger von Kriminalität betroffen als die Bürger anderer EU-Länder. Und dennoch ist die gefühlte Unsicherheit hoch

BERLIN taz ■ Ob Autoklau, Taschendiebstahl, Einbruch oder Raubüberfall: Bei all diesen Straftaten liegt Deutschland im EU-Vergleich im unteren Fünftel. Und dennoch: Die gefühlte Unsicherheit ist vergleichsweise hoch. Hier rangiert Deutschland im oberen Mittelfeld. Das ist das Ergebnis des „European Crime and Safety Survey“, für den 40.000 Menschen in 18 EU-Staaten interviewt wurden. Im Gegensatz zur Polizeistatistik haben die Forscher die Menschen befragt, ob sie im Vorjahr Opfer von Kriminalität wurden. So können auch Taten erfasst werden, die nicht angezeigt wurden.

Wurden im Befragungsjahr 2005 rund 13 Prozent der Deutschen Opfer einer Straftat, waren es in Irland, Großbritannien und Estland über 20 Prozent. Das müsste die Deutschen eigentlich beruhigen. Tut es aber nicht. Fast ein Drittel sagen, dass sie sich nach Einbruch der Dunkelheit auf der Straße unsicher fühlen. 63 Prozent geben an, Sicherheitsschlösser installiert zu haben. Auch die Zahl der Alarmanlagen stieg in den vergangenen Jahren.

„Sicherheitsgefühle hängen kaum mit tatsächlich erlebter oder beobachteter Kriminalität zusammen“, erklärt Hans-Jörg Albrecht, Direktor des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht in Freiburg, das an der Studie beteiligt war. Ein wesentlicher Faktor sei die Unzufriedenheit mit der allgemeinen Lebenssituation. Zudem seien die Menschen täglich in den Medien mit Kriminalität konfrontiert. „Wer ständig von Verbrechen liest, geht eher davon aus, dass diese auch zunehmen“, sagt Albrecht. „Auch wenn diese Menschen in ihrem Umfeld keine Zunahme wahrnehmen.“ WOS