„Betriebswirtschaft ist kreativ“

Stefan Rosinski ist neuer Generaldirektor der Berliner Opernstiftung. Sein Job wird nicht leicht, denn die Stiftung steht finanziell am Rande des Ruins. Außerdem soll Rosinski die drei Opernhäuser retten

von Rolf Lautenschläger

Auf den ersten Blick ist es keine Überraschung. Der Vorstand der Berliner Opernstiftung hat am Mittwochabend Stefan Rosinski zum kommissarischen Generaldirektor berufen. Seitdem der bisherige Direktor Michael Schindhelm im Herbst 2006 seinen Rückzug ankündigte, führte Rosinski schon die Amtsgeschäfte der Stiftung. Schindhelm hatte dem Opernstiftungsrat Rosinski zudem als seinen Nachfolger vorgeschlagen. Diese hausinterne Lösung war unumstritten, hatte doch Rosinski als bisheriger Geschäftsführer des Bühnenservice gute Arbeit geleistet – ein Mann also mit sogenanntem gutem Stallgeruch.

Überraschend ist dennoch, dass Stefan Rosinski das Amt des Generaldirektors der umstrittenen Opernstiftung nur „kommissarisch“ innehat sowie einen Vertrag „bis auf weiteres“. Zwar sei Rosinski, wie Torsten Wöhlert, Sprecher der Kulturverwaltung, gestern zur taz sagte, „vom Stiftungsrat als Generaldirektor mit allen Vollmachten installiert worden“. Auch bleibe er weiterhin Chef des Bühnenservice. Dennoch, so meint ein Experte der Opernszene, weise der kurzfristig kündbare Vertrag und die kommissarische Stellung von Rosinski darauf hin, dass sich sowohl der Stiftungsrat als auch die Politik kein personelles und finanzielles Risiko ans Bein binden wollen.

Man wolle erst sehen „wie es mit der Opernstiftung dann überhaupt weitergeht und wohin die Verhandlungen über Rosinskis neue Opernkonzepte künftig führen“, so der Experte. Sollte das Stiftungsmodell mit den jährlichen Mitteln von nur rund 100 Millionen Euro scheitern und die drei Opernhäuser wieder selbstständig oder ein Haus gar geschlossen werden, bräuchte man keinen Generaldirektor und keine Stiftung in der Form mehr.

2003/2004 war die Berliner Opernstiftung vom damaligen PDS-Kultursenator Thomas Flierl und dem Senat eingerichtet worden. Mit ihr sollten viele parallele Funktionen – darunter die Ballette, die Werbung und der Kartenverkauf, die Werkstätten und Kostümabteilungen – der drei Opernhäuser zusammengelegt und damit die großen Bühnen kostengünstiger gemacht werden. Michel Schindhelm wurde zum Generaldirektor berufen. Nachdem es ihm nicht gelang, die Kosten massiv zu senken und die Skepsis des Regierenden Bügermeisters Klaus Wowereit (SPD) sowie der Opernintendanten gegenüber seiner Person und der Stiftung auszuräumen, hatte Schindhelm 2006 angekündigt, den Bettel hinzuwerfen. Am 14. Februar 2007 war dann Schluss.

Dass Rosinski nicht nur eine Übergangslösung, sondern ein Mann mit Opernstiftungsperspektiven sein könnte, ist auch möglich. Für den 45 Jahre alten früheren Regisseur spricht eine betriebswirtschaftliche Zusatzausbildung und die Leitung der Finanzabteilung der Hannoverschen Staatsbühnen bis 2004. „Betriebswirtschaft ist kreativ“, glaubt Rosinski. Der Generaldirektor habe sich eingearbeitet und als Chef der Bühnenserviceabteilung einen guten Job gemacht, so der Sprecher der Kulturverwaltung. „Außerdem genießt Stefan Rosinski das Vertrauen der Politik.“

Zugute kommen könnte ihm nicht nur dies, sondern auch, dass die drei Bühnenintendanten – die Deutsche Oper, die Staatsoper und die Komische Oper – bisher keine eigenen Konzepte zur Lösung der Opernkrise und dauerhaften Zukunft der Opernlandschaft vorgelegt haben.

Zwar erklärte Wowereit in seiner Eigenschaft als Kultursenator und Mitglied des Stiftungsrats, der Schindhelm-Vorschlag für einen eingeschränkten Betrieb an der Deutschen Oper sei vorerst vom Tisch. Doch eben nur vorerst. Denn Rosinskis Job wird sein, in den kommenden Wochen die künstlerischen und finanziellen Entwicklungsmöglichkeiten aller Opern auszuloten. Danach wird sich zeigen, wie es mit der Deutschen Oper weitergeht – und mit Rosinski.