Killerpilz lässt Platanen schwarz aussehen

Im Treptower Park sind erstmals Platanen entdeckt worden, die von dem aggressiven Massaria-Pilz befallen sind. Er zerfrisst die Krone der imposanten Bäume. Dass in dem Park rund 180 Bäume gefällt werden müssen, hat damit jedoch nichts zu tun. Das sei „Wildwuchs“, sagt das Grünflächenamt

Von Konrad Litschko

Elfriede Grigoleit ist sauer. „Wenn die wirklich so viele Bäume hier fällen, können wir den Park bald in Treptower Wüste umbenennen“, schimpft die 75-jährige Anwohnerin. Wie jeden Tag geht sie mit ihrem Hund im Treptower Park spazieren. Ganz so arg wird es nicht kommen.

Dennoch: 184 Bäume will das Grünflächenamt Treptow-Köpenick in diesem Frühjahr auf dem 88 Hektar großen Areal aufgrund mangelnder Verkehrssicherheit fällen. Eine Zahl, die mancher Anwohner für überzogen erachtet. Das Bezirksamt hingegen treibt eine andere Sorge um: Erstmalig in Berlin wurde in dem Park die Platanenkrankheit Massaria entdeckt.

„Welch großen Schaden der Pilz bei den betroffenen Bäumen in nur einem halbem Jahr verursacht hat, ist schon bedenklich“, sorgt sich Olga Toepfer, Inspektionsleiterin im Grünflächenamt Treptow-Köpenick. Dass man die Krankheit entdeckt habe, sei reiner Zufall gewesen. Denn leicht zu finden ist der Massaria-Parasit nicht: Der Pilz legt sich nur auf die Oberseiten der Äste in den Platanenkronen. Schwarze Verfärbungen und eine schnelle Bildung von Totholz sind die Folge. Schlimmstenfalls zerfrisst der Pilz die gesamte Krone. Eigentlich in der Mittelmeerregion zu Hause, konnte der Pilz erstmals 2003 in Süddeutschland nachgewiesen werden.

Auch wenn es im Treptower Park bisher nur zwei Platanen sind, die den Parasiten tragen, zeigt man sich im Bezirksamt gewarnt. „Wir machen zwar keine Panik. Aber Grund zur Sorge besteht schon“, so Toepfer. Denn auch sonst steht es schlecht um die Platanen: 111 der gut 600 Bäume sind laut einem Gutachten des Pflanzenschutzamtes krank. Baumpilze, Morschungen oder Totholz seien die Ursachen. Am gefährlichsten sei aber der Massaria-Pilz, der sich zudem rasch vermehrt. Davon befallene Äste werden jetzt umgehend entfernt, die restlichen Platanen im Bezirk bei zukünftigen Baumarbeiten nach dem Pilz untersucht.

Auch beim Pflanzenschutzamt des Senats zeigt sich man sich besorgt. Neben Treptow-Köpenick habe man in Pankow, Reinickendorf und Neukölln infizierte Platanen gefunden. „Wie der Pilz sich so verbreiten konnte, ist schwer nachzuvollziehen“, wundert sich Barbara Jäckel, zuständige Mitarbeiterin im Pflanzenschutzamt. Sie organisiert nun den Kampf gegen die Krankheit. „Chemisch gibt es dagegen noch gar kein Mittel, die Fachwelt eiert bei diesem Thema herum“, sagt Jäckel. Stattdessen habe man alle Bezirksämter aufgefordert, ein besonderes Augenmerk auf den Parasiten zu legen. Und man werde Kontakt mit den Kollegen in Mannheim aufnehmen, so Jäckel – denn die Stadt in Baden-Württemberg sei die einzige deutsche Großstadt, die bisher von dem Pilz heimgesucht wurde.

Eines scheint allerdings festzustehen: Eine Mitschuld am plötzlichen Auftreten der Krankheit trägt der Klimawandel. Die gestiegenen Temperaturen, das zunehmend trockene Klima in den hiesigen Breitengraden sind für den Pilz optimal, bestätigen Jäckel und Toepfer unisono. „Gerade an überhitzten Stellen in der Stadt, wie bei den Platanen am Ku’damm, könnte das gefährlich werden“, sagt Jäckel.

Mit den Baumfällungen im Treptower Park habe Massaria aber nichts zu tun. „Das ist alles Wildwuchs, den man schon vor Jahren hätte entfernen müssen“, berichtet Olga Toepfer. Bei der Auswahl der Bäume habe man eng mit dem Denkmalschutz zusammengearbeitet. Die 184 Baumfällungen bezeichnet Toepfer dennoch als „außergewöhnlich hoch“. Seit vergangener Woche wird nun im Park gesägt, vier Wochen werden die Arbeiten andauern. Ab dem 5. März wird es dabei zu längeren Verkehrsbehinderungen auf der angrenzenden Puschkinallee kommen.

Direkter Protest, wie von Frau Grigoleit, sei noch nicht an das Amt herangetragen worden, versichert Olga Toepfer. „Klar gibt’s kritische Bürger, die gucken, was mit ihrem Grün passiert. Aber wir legen ja auch immer die Karten auf den Tisch.“