Befriedung durch Börsengang

Auf der HHLA-Betriebsversammlung herrscht großer Unmut über mögliche Teilprivatisierung. Die Belegschaft ärgert, dass Senatsvertreter kneifen

Im Foyer des CCH redet ein Hafenarbeiter in gelb-blauer Arbeitskluft Klartext. „Da bekommen ein paar Herren für vier Jahre das Mandat, die Stadt zu verwalten“, wettert er vor den Kollegen, „und dann zerschlagen sie 800 Jahre Hafengeschichte.“ Nur wenige Meter entfernt attackiert Arno Münster, Betriebsratschef der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) vor der Presse Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU). „Bei Airbus stellt er sich vors Tor und schwingt große Reden“, schimpft Münster, „und bei uns traut er sich nicht Rede und Antwort zu stehen.“ Das sei eine „Missachtung der Belegschaft, das lässt sie so nicht mit sich machen“.

2.000 HHLA-MitarbeiterInnen kamen gestern zur Betriebsversammlung ins CCH, um ihren Unmut über die Teilprivatisierungspläne des Senats Luft zu machen. Betriebsratschef Münster bemängelte, dass der Senat trotz Proteste den HHLA-Ausverkauf mit 49,9 Prozent weiter betreibe und einen strategischen Partner suche. Obwohl Senator Uldall keine Auskünfte gibt, kursierten zurzeit drei Namen: Dubai Ports, die Bahn und Hochtief. „Das sind alles Unternehmen, die nicht die Ziele der Hafenwirtschaft verfolgen“, so Münster, sondern als „Global Player“ eigene Interessen hätten.

Für Verdi-Landeschef Wolfgang Rose sind die Senatspläne eine „miese politische Taktik“: Der HHLA würden jetzt die Lasten der gesamten Hafenfinanzierung aufgebürdet, um sich vor der eigenen Verantwortung zu drücken. Angesichts neuer Rekordzahlen gebe es keinen vernünftigen Grund für Verkaufsabsichten. Es sei jedoch bereits ein „Teilerfolg“ erzielt worden, so Rose: Jetzt prüfe der Senat auch die Variante eines Börsengangs mit stimmrechtslosen Vorzugsaktien und möglicher Mitarbeiterbeteiligung. „Wir können uns einen Börsengang mit 25 bis 30 Prozent vorstellen“, ergänzte Münster – „mehr jedoch nicht.“

Sollte der CDU-Senat auf die Forderungen der Belegschaft nicht eingehen, würden die Proteste verschärft, drohte Münster. Ein Überstundenboykott sei denkbar, und ohne Mehrarbeit blieben Schiffe länger an den Container-Terminals liegen. Dadurch würde es vorm Hafen zu Staus kommen – und dies hätte Auswirkungen auf andere europäische Häfen.

Im Anschluss an die Betriebsversammlung zogen die HHLA-Beschäftigten noch durch die City – vorbei an Finanz- und Wirtschaftsbehörde – zur Firmenzentrale. KAI VON APPEN