Ruhe über München

Die Gesellschafter der „Süddeutschen“ wollen beim jüngsten Treffen nicht über einen Verkauf geredet haben

Am Mittwoch sind die Gesellschafter des Süddeutschen Verlags zusammengetroffen, und es ist eigentlich schwer vorstellbar, dass hierbei nicht auch über die Verkaufsgerüchte um die Süddeutsche, immerhin Deutschlands auflagenstärkste Qualitätszeitung, gesprochen wurde. Doch genau so verlautet es aus dem Gesellschafterbüro: Dort wird gerade einmal bestätigt, dass die Sechserrunde getagt habe – über „mögliche Anteilsverkäufe“ sei aber „nicht gesprochen worden“. Und einen inoffiziellen Teil außerhalb der vorgesehenen Tagesordnung habe es schon gar nicht gegeben, sagte gestern eine Sprecherin der taz.

Die Verkaufsabsichten zumindest eines Teils der Gesellschafter sind damit aber keinesfalls vom Tisch – ausstiegswillig waren mindestens zwei der fünf sogenannten Altstämme schon vor der großen Zeitungskrise 2001. Die fünf Familienstämme halten heute 81,25 Prozent der Anteile, die restlichen 18,75 Prozent gehören seit 2003 der Südwestdeutsche Medienholding (SWMH – Stuttgarter Zeitung, Stuttgarter Nachrichten, Rheinpfalz, Südwestpresse Ulm). Sie rettete damals den ins Schlingern geratenen Verlag für rund 150 Millionen Euro und hat seitdem die unternehmerische Kontrolle in München inne.

Die SWMH gilt auch als klarer Interessent für freiwerdende Anteile und hat praktischerweise als Miteigner ein Vorkaufsrecht. Problematisch könnte dagegen der Preis werden: Nach erfolgreicher Sanierung wird der Süddeutsche Verlag mit rund 850 Millionen Euro bewertet. Ob hier deutsche Medienunternehmen mitbieten können bzw. wollen oder das Feld wie schon beim Verkauf der Berliner Zeitung 2006 den internationalen Finanzinvestoren gehört, bleibt abzuwarten. „Wenn das Leute übernehmen, die von Journalismus keine Ahnung haben, wäre das ein Trauerspiel“, warnt der Branchenexperte Horst Röper. STG