Staatsrat Schuster: „Im Moment will ich alles“

Mehr Personal in den Sozialzentren, einen Krisendienst, mehr Familienhebammen – die Finanzierung ist ungeklärt

17 zusätzliche Stellen in den sechs Bremer Sozialzentren sind nach einer Studie des Essener Instituts für Sozialplanung und Organisationsentwicklung (INSO) notwendig, damit die Case-Manager sich so für Kinder und Jugendliche einsetzen können, wie es ihr Job verlangt. Dazu gehörten unbedingt Hausbesuche, um die Familien kennen zu lernen und sinnvolle Maßnahmen bei freien Trägern in Auftrag geben zu können, formulieren die INSO-Gutachter im September vergangenen Jahres. Einen Monat bevor Kevin tot aufgefunden wurde. Danach ließ es kaum ein Politiker aus zu betonen, wie notwendig Hausbesuche sind – für die den Case-Managern aber nicht nur im Fall Kevin keine Zeit geblieben war.

Der Personalrat der Amts-MitarbeiterInnen fordert jetzt, endlich Konsequenzen aus dem von der Sozialsenatorin in Auftrag gegebenen Gutachten zu ziehen, das den Personalbedarf in den Sozialzentren ermitteln sollte. Ob tatsächlich alle 17 Stellen bewilligt werden, sei nicht entscheidend, so Personalrat Wolfgang Klamand. „Aber es muss etwas passieren.“

Dieser Ansicht ist auch Sozial-Staatsrat Joachim Schuster (SPD). Nur: Über Zahlen will er nicht sprechen. Wie viele Stellen geschaffen werden können, hänge davon ab, wie viel Geld bewilligt würde, sagt er. Und wie viel von diesem übrig bleibt, wenn die anderen Maßnahmen umgesetzt werden, die Schuster gestern ankündigte. So möchte er für das Gesundheitsamt so viele Familienhebammen und Kinderkrankenschwestern haben, dass alle Kinder in Problemstadtteilen drei Mal im ersten Lebensjahr besucht werden können. Das würde etwa 25 Prozent der Bremer Bevölkerung betreffen. Weiteres Geld braucht er für den Krisendienst, der nachts und am Wochenende Familien aufsuchen soll, in denen Kinder gefährdet sein könnten. Welche Prioritäten er setzen wird, wenn er nicht genügend Mittel für alle drei Maßnahmen bekommt, konnte Schuster nicht sagen. „Im Moment will ich alles.“ Akuten Bedarf sieht er auch in der Trennungs- und Scheidungsberatung – „die findet faktisch nicht statt“ – und in der Erziehungsberatung, die vor drei Jahren zusammengestrichen wurde.

Das INSO-Gutachten hat die Arbeit der Case-Manager in Bausteine zerlegt und verspricht eine genaue Aussage darüber, welche Auswirkungen Personaleinsparungen auf die Qualität der Arbeit haben. Klamand und Schuster sind sich darin einig, dass die Personalausstattung kaum schlechter sein kann. eib