Bahngleise bleiben marode

DB AG will nicht mehr Geld in die Sanierung stecken. Kunden bekommen Problem

BERLIN taz ■ Den Fahrgästen der Deutschen Bahn drohen bis Oktober massive Verspätungen. Grund ist ein Instandhaltungsprogramm des Schienennetzes. Betroffen sind vor allem die viel befahrenen Nord-Süd-Strecken im Westen. Das gab die Deutsche Bahn gestern bekannt. Name ihres Erneuerungsprogramm: „Pro Netz“.

In den letzten Tagen hatte es immer wieder Kritik am schlechten Zustand des Netzes gegeben. Davon wollte die Bahn gestern dann aber doch nichts wissen. „Wir haben kein marodes Netz,“ sagte Bahn-Vorstand Stefan Garber. So will das Unternehmen künftig nicht mehr Geld in die Instandhaltung stecken als bisher. In Zahlen: Die Bahn wird 2007 wie schon in den letzten Jahren auch rund 1,6 Milliarden Euro in die Sanierung stecken. Dazu gehört nicht nur die Erneuerung der Gleise, sondern auch die Renovierung von Bahnhöfen und bahneigenen Kraftwerken.

Allerdings will die Bahn ihr Geld neu verteilen. In den letzten Jahren ist besonders viel Geld in den Osten geflossen. Nun soll besonders stark im Westen gebaut werden. Wie die Aufteilung genau aussehen soll, ließ die Bahn indes offen.

Die veranschlagten Summen reichen nicht, um das Netz wieder flottzumachen, meinen Kritiker. „Die Bahn spart das Netz kaputt“, sagte Stefan Diefenbach-Trommer vom Bündnis „Bahn für Alle“ der taz. Der Initiative gehören etwa der Umweltverband BUND, Attac und der Verkehrsclub Deutschland an. Er fürchtet, dass die Bahn weitere Nebenstrecken stilllegen wird. Zudem würden viele Gleise verrotten. Für die Bahnkunden hieße das „weniger Angebote“.

Auch der Bundesrechnungshof hatte in der vergangenen Woche kritisiert, dass die DB AG das Schienennetz in den letzten Jahren extrem vernachlässigt habe.

So gebe es keine Verkehrswende in Deutschland, moniert das „Bahn für Alle“-Bündnis. Dabei habe die Regierung versprochen, sich für mehr Verkehr auf der Schiene einzusetzen. Fazit des Bündisses: „Nur eine Bahn in öffentlicher Hand kann die politischen Ziele zuverlässig umsetzen.“ Die geplante Privatisierung der Bahn müsse abgesagt werden. CHRISTIAN HONNENS