Zwei-Klassen-Medizin ist gewollt

betr.: „Mancher Kranke wartet zwei Monate“, taz vom 23. 2. 07

Die Studie des AOK-nahen Widow-Instituts, auf die in diesem ärgerlichen und diffamierenden Text verwiesen wird, gibt die Interpretation, Ärzte würden junge, leicht erkrankte Patienten lieber behandeln als chronisch Kranke, nicht her. Wenn dann auch noch Zusatzleistungen, die von den Kassen nicht mehr bezahlt werden, am Pranger stehen, wenn davon gesprochen wird, „dass man dem Arzt nicht zutraut, dass er einen linkt“, dann ist Boulevardblattniveau erreicht.

Fakt ist, dass ein Großteil besonders der Hausärzte einen Teil seiner Patienten nicht nur umsonst behandelt, sondern auch noch deren Medikamente bezahlt. Budgetierung und Absenkung der Leistungsvergütung treiben so manchen Arzt in den Ruin. Der Anteil der Ärztehonorare am Gesamtgesundheitsbudget sinkt seit Jahren. Auswandern und Praxenschließen wird damit zu einer attraktiven Alternative. Im Ergebnis wird in Deutschland genau die Zwei-Klassen-Medizin existieren, die Frau Storf ablehnt, da dies von der Politik so gewollt ist. WILFRIED BÜNTZLY, Ärztegenossenschaft Hamburg

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