Schulleiter versuchen sich als Unternehmer

Die Anforderungen an Schulleiter sind gestiegen: Inzwischen befassen sie sich auch mit Personalmanagement. Seit Anfang des Jahres versucht eine Senatsinitiative daher, die Pädagogen besser darauf vorzubereiten

Die CDU fordert den Senat auf, Schulleitern besser unter die Arme zu greifen „Wir arbeiten seit Anfang des Jahres an dem Thema“, sagt der Senat

Katrin Hinzdorf will keine Unternehmerin sein. Dennoch bietet die diplomierte Psychologin mit ihrem Unternehmen „LeadershipCircle“ seit Januar Workshops für Schulleiter an. Dort können sie trainieren, die unternehmerischen Anforderungen ihres Berufs zu bewältigen.

Das klingt ungewohnt, aber: „Direktoren sind nichts anderes als gute Lehrer, denen plötzlich und zusätzlich zu ihren Lehrtätigkeiten neue Aufgaben zufallen“, sagt Hinzdorf. Unter neuen Aufgaben versteht sie vor allen Dingen den Bereich Personalmanagement – und dort müsse den Schulleitern unter die Arme gegriffen werden.

Auch Sascha Steuer ist von der Dringlichkeit der außerschulischen Weiterbildung dieser Art überzeugt. Der bildungspolitische Sprecher der Berliner CDU hat den rot-roten Senat deswegen aufgefordert, den Schulleitern zu helfen und genau solche Kurse anzubieten. „Die Situation hat sich in den vergangenen Jahren verändert: Die Schulen haben mehr Autonomie erhalten und dadurch eben auch mehr Aufgaben“, so Steuer. Er fordert eine Arbeitsentlastung für Sekretariate und Direktoren, damit sie sich stärker den unternehmerischen Anforderungen des „Betriebs“ Schule zuwenden können. Letztendlich könne so auch die Lehrsituation verbessert werden. Da gebe es beim Senat durchaus Nachholbedarf, findet Steuer.

„Gegen die Forderungen der CDU kann man nichts einwenden. Jedoch wird wohl übersehen, dass wir bereits seit Anfang des Jahres an dem Thema arbeiten“, erklärt Thomas Nix, Projektleiter von „Profis – Schule und Wirtschaft im Austausch“. Seit Januar würden in der vom Senat geförderten und angestoßenen Initiative Schulleiter und Unternehmen über ein Jahr hinweg an einen Tisch gebracht. Im Rahmen der Kampagne greife man auf die Kapazitäten anderer Akteure zurück. Auch „LeadershipCircle“ sei beteiligt.

Psychologin Hinzdorf freut sich über den politischen Rückenwind. In Bayern biete das Unternehmen bereits seit fünf Jahren Schulungen für Direktoren an. In Berlin gebe es Nachholbedarf, so Hinzdorf. Dies merke man „an dem großen Zuspruch der Direktoren“.

Ihre Kurse dauern vier Monate. Während dieser Zeit würden die 16 Teilnehmer sowohl in Einzel-, als auch in Gruppengesprächen betreut. Zusätzlich würden jeden Monat neue Zweierteams gebildet – sogenannte Buddy-Groups. Dadurch sollen sich Netzwerke zwischen den Beteiligten bilden, „die häufig auch nach dem Ende des Programms fortbestehen“, berichtet Hinzdorf. Nach Abschluss der Kurse ist das Programm für die Schulleiter allerdings noch nicht abgeschlossen. In Zweiergruppen sollen sich die Direktoren mit Wirtschaftskräften austauschen – insgesamt acht Monate lang. Der gegenseitige Kontakt solle beiden Seiten helfen, mit den gestiegenen Anforderungen von Personalführung fertig zu werden.

Wie stark sich bisweilen die Aufgaben in Wirtschaft und Schule ähneln, zeigt ein Fall, von dem Hinzdorf berichtet. Eine Schulleiterin stehe vor der Aufgabe, zwei Schulen zu fusionieren – und muss deswegen Personal entlassen. „Niemand kann erwarten, dass sie alleine mit dieser Aufgabe klarkommt“, so Hinzdorf, die die Fusion begleitet. Tim Westerholt