Volk soll für Schlossherrn zahlen

Bauministerium legt Bericht zur Bebauung des Schlossareals vor: Danach gibt es den Architektenwettbewerb in diesem Jahr. 2013 soll das Humboldt-Forum eröffnet werden. Für eventuell fehlende Privatspenden soll die öffentliche Hand einspringen

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Für die Bebauung des Humboldt-Forums am Schlossplatz liegt ein erster Fahrplan vor. Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) skizziert in einem Papier an den Bauausschuss des Bundestags Termine, Gestaltungsvorgaben, Nutzung sowie die möglichen Kosten der geplanten Rekonstruktion des 1950 gesprengten Stadtschlosses.

In dem Sachstandsbericht, der der taz vorliegt, ist vorgesehen, noch in diesem Jahr einen internationalen Architektenwettbewerb auszuloben. Der Baubeginn für das Humboldt-Forum soll 2010 sein. Die Eröffnung des jetzt auf einen „kulturellen Kern“ abgespeckten Prestigeprojekts ist für das Jahr 2013 terminiert. Die Gesamtkosten kalkuliert Tiefensee auf 480 Millionen Euro, der öffentliche Anteil am Humboldt-Forum, so Karin Roth, Staatssekretärin im Bauministeriums, liege bei 400 Millionen Euro.

Die veranschlagten 80 Millionen Euro „für die historische Fassade“ würden durch private Spender, hauptsächlich von Schlossfan Wilhelm von Boddien und seinem Förderverein Berliner Stadtschloss e. V. „erwartet“. Sollte von Boddien allerdings die Summe nicht aufbringen, könne diese der Bund „gegebenenfalls vorfinanzieren“, erklärte Roth.

Damit reagiert das Ministerium auf die schleppende Spenldenbereitschaft für den Schlossverein. Nach eigenen Aussagen hat von Boddien nach jahrelanger Sammelaktion bis dato rund 14 Millionen Euro angehäuft. Ob er bis zum Baubeginn in drei Jahren die fehlende Summe von 66 Millionen Euro schafft, wird angezweifelt und ein Mehr an öffentlichen Geldern eingeplant.

Während die baupolitische Sprecherin der Berliner SPD-Fraktion, Brigitte Lange, das Papier begrüßte, sieht Peter Hettlich, grüner Verkehr- und Bauexperte im Bundestag, gerade bei der Finanzentwicklung „ein erhebliches Kostenrisiko“. „Ob es von Boddien gelingt, die gesamte Spendensumme zu erhalten, kann doch stark bezweifelt werden“, sagte Hettlich gegenüber der taz. Als Konsequenz würde der öffentlichen Hand die Differenz aufgebürdet.

Ein ungeklärter „Kostensalat“ dürfe nicht entstehen, mahnte Hettlich. Zudem müsse das Bundesbauministerium Anstrengungen leisten, mögliche Kostenauswüchse „in Richtung 500 Millionen Euro und mehr“ zu begrenzen. Dies sei bis dato nicht der Fall. Der grüne Bundestagsabgeordnete forderte auch, keine Mittel bereitzustellen, bevor nicht ein kalkulierbarer Entwurf vorläge. Außerdem plädierte er für die Rekonstruktion des Volkskammersaals vor Ort.

Das Papier plädiert weiter dafür, dass neben den außereuropäischen Sammlungen Dahlems und den wissenschaftlichen Sammlungen der Humboldt-Universität auch die Berliner Landesbibliothek in das Gebäude einzieht. Um die Finanzierung zu entlasten, will der Bund die Grundstücke der Dahlemer Museen veräußern. Schließlich fordert das Ministerium, den westlichen Teil des Schlossplatzes, den Schlüterhof, zu einem „öffentlich zugänglichen Ort“ zu machen.