Hobeln bei Schering

Um 950 Mitarbeiter loszuwerden, gründet Bayer Schering Pharma ein internes „Job Center“. Betriebsrat sieht Erfolg

Wie wenig Fingerspitzengefühl die neuen Herren vom Rhein bei Schering haben, zeigt sich bei der Wortwahl: Mehr als ein Fünftel der Berliner Belegschaft möchte das fusionierte Unternehmen Bayer Schering Pharma loswerden – und gründet dafür ein betriebsinternes „Job Center“. Genauso beschönigend heißen die Hartz-IV-Behörden; Ämter, die ältere Schering-Beschäftigte, die jetzt mit Abfindungen aus dem Unternehmen gedrängt werden, künftig kennenlernen dürften.

Offiziell heißt das „sozialverträglicher Stellenabbau“. Auf den haben sich gestern Vorstand und Betriebsrat von Bayer Schering Pharma im Grundsatz geeinigt. Kernpunkt: Bis Mitte 2008 gibt es keine betriebsbedingten Kündigungen. Und: Diejenigen Mitarbeiter, deren Stelle erst 2008 wegfällt, bekommen dann eine Gnadenfrist von mindestens zwölf Monaten. Für Betriebsratschef Norbert Deutschmann ein „Erfolg“, da die Beschäftigten nun ein Stück mehr Sicherheit hätten. Die bisherige Drohung mit rechtlichen Schritten sei damit vom Tisch. Deutschmann hofft,den geplanten Abbau von 950 Stellen in Berlin noch verringern zu können.

Das betriebsinterne Job Center soll für die Betroffenen interne und externe Beschäftigungsmöglichkeiten finden. So seien bereits Berliner Unternehmen auf der Suche nach Personal an Schering herangetreten, sagte Personalchef Werner Baumann. Für 350 der 950 Betroffenen seien schon Regelungen, etwa Altersteilzeit oder Abfindungen, gefunden worden. Weiteren 250 Beschäftigten sei angeboten worden, auf andere Positionen im Bayer-Konzern zu wechseln, vor allem am Hauptsitz in Leverkusen. Schering war 2006 von Bayer gekauft worden, nachdem das Pharmaunternehmen Merck eine Übernahmeschlacht angezettelt hatte – und damit Millionen verdiente. ROT