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Die Bremische und die Beamtenbau haben einen neuen Eigentümer: US-Fonds Blackstone hat seine Anteile an gut 11.000 Wohnungen in Bremen mehrheitlich an andere Finanzinvestoren verkauft

von JAN ZIER

Der US-Kapitalfonds Blackstone hat seine zwei Bremer Immobiliengesellschaften – die „Bremische Gesellschaft für Stadterneuerung, Stadtentwicklung und Wohnungsbau“ und die Beamten-Baugesellschaft – verkauft. Einen entsprechenden Bericht der Financial Times Deutschland (FTD) bestätigte gestern der Geschäftsführer der Bremischen, Willi Lehnen. Der neue Eigentümer ist ein milliardenschweres Konsortium des britischen Versicherers Aviva rund um die Investoren Round Hill Capital und Morley Fund Management.

Diese haben die Mehrheit der Anteile an insgesamt 31.000 Wohnungen aus dem gesamten Bundesgebiet übernommen, von denen rund 11.000 in Bremen stehen. Den Kaufpreis bezifferte die FTD auf 1,6 Milliarden Euro. Blackstone bleibt vorerst Minderheitengesellschafter, zur Höhe seines Restanteils wollte sich der Konzern nicht äußern.

Bei dem jetzt transferierten Wohnungspaket handelt es sich um die so genannte Vitus-Gruppe, die Blackstone erst 2004 von der angeschlagenen Beteiligungsgesellschaft WCM des Bremerhavener Milliardärs Karl Ehlerding übernommen hatte. Der Preis damals: 1,4 Milliarden Euro.

Lehnen zeigte sich gestern von dem Transfer „wenig überrascht“, hat nach eigenen Angaben erst am Freitag von dem Geschäft erfahren. Nähere Angaben konnte er nicht machen: „Ich weiß nicht mehr als das, was in der Zeitung steht.“ Der Betriebsrat der Bremischen, Peter Arndt, befürchtet indes keine negativen Konsequenzen für die rund 30.000 MieterInnen in Bremen. Er gehe nicht davon aus, dass die Mieten in naher Zukunft steigen würden, sagte Arndt.

Der Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel, zugleich Aufsichtsrat der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewoba, sagte demgegenüber: „Mietsteigerungen sind immer zu befürchten.“ Blackstone habe sich in dieser Hinsicht jedoch „zurückgehalten“ – größere Mietpreiserhöhungen seien derzeit nicht durchzusetzen.

Hickel gehört zu jenen, die bereits vor dem Verkauf der Wohnungen an WCM gewarnt haben. „Jetzt ist genau das eingetreten, was immer zu vermuten war.“ Die Investoren hätten kein Interesse an längerfristigem Engagement oder Stadtentwicklung – sondern nur an der Rendite. Allerdings habe Blackstone „keine großen Überschüsse“ mit der Vitus-Gruppe realisieren können.

Bereits vor wenigen Wochen wollte der US-Konzern sie verkaufen: Damals war die Deutsche Annington, mit 230.000 eigenen Wohnungen einer der beiden größten Vermieter in Deutschland, als Käufer im Gespräch. Doch der war jetzt laut FTD nicht bereit, Blackstone die geforderten gut 1.000 Euro pro Quadratmeter zu zahlen. Der US-Investor selbst hatte 2004 rund 700 Euro pro Quadratmeter ausgegeben. Hickel bezeichnete die Forderung von Blackstone als „Fantasiepreis“. Den Wert der städtischen Gewoba-Wohnungen etwa schätzt er auf rund 500 Euro pro Quadratmeter.