Der Raucher war noch nie existent

betr.: „Das Verschwinden der Raucher“

Der Autor schiebt das Verschwinden der Raucher aus der Debatte den Nichtrauchern zu. Das trifft es nicht. Der Raucher war noch nie wirklich existent. Mit dem Rauchen eng verknüpft ist ein Leugnen der eigenen Person und stattdessen ein Verweisen auf Irreales. Die Zigarette als leeres Gefäß in dem Vorstellungen transportiert werden, wird entsprechend von der Tabakwerbung vielfach genutzt. Nur wo bleibt da die Person? Da es sich beim Rauchen um eine zutiefst unvernünftige Angelegenheit handelt, spaltet der Verstand des Rauchers das Rauchen ab von seiner Person. Es kommt zur Paradoxie des Rauchers, der eigentlich nicht rauchen will. Wenn er es aber nicht will, wer dann? So scheint der Raucher besessen vom Rauch. Zwischen der Person des Rauchers und des Nichtrauchers besteht gar kein Dissens, beide halten das Rauchen für unvernünftig und gesundheitsschädlich. Der Dissens der Nichtraucher und im Grunde auch der Raucher besteht zu dem, was den Raucher zum Rauchen bringt, was dieser von sich abspaltet. Nennen wir es: Rauch.

MICHAEL REESE, Berlin