Jubel, Trubel – Unverständnis

Eine satirische Jubeldemo zum Abschluss des G-8-Ministertreffens vergisst klarzumachen, worum es geht

Wir wollten den Menschen eine Plattform zur kreativen Auseinandersetzung bieten

POTSDAM taz ■ Polemik ist immer gefährlich. Polemik kann ein Thema kaum derart kommunizieren, dass alle Zusammenhänge klar werden. Die satirische Jubeldemo zum Abschluss des G-8-Umweltministertreffens in Potsdam schien das am Samstag zu bestätigen.

Unter dem Motto „Gemeinsam die Welt zerstören – den G 8 unter die Arme greifen“ hatte das Potsdamer-Anti-G-8-Bündnis zur Demonstration aufgerufen. Diesem Bündnis gehören unter anderem Attac oder die Kampagne gegen Wehrpflicht an. 600 Menschen zogen nach Angaben der Veranstalter durch die brandenburgischen Landeshauptstadt. Laut Polizei waren es allerdings nur 150 Teilnehmer. Der Zug zum Tagungsort der Minister – dem Cecilienhof – war für Holger Zschoge, Sprecher des Bündnisses, dennoch ein Erfolg: „ Wir sind die Punktsieger.“

Um den satirischen Charakter außerdem zu unterstreichen, wurden die Teilnehmer um thematische Verkleidung gebeten. Clowns („Politiker“) und Frackträger („Manager“) befanden sich aber in der Minderheit. Satirische Transparente gab es dafür ungleich mehr: „G 8 – I’m lovin’ it“ oder „Geil, dass ihr die Welt kaputt macht“, war zu lesen. „Wir wollen, dass solche Treffen der G 8 nicht mehr stattfinden“, erklärte Aktivist Zschoge. Diese seien reine PR-Shows, und außerdem fehle der G 8 jegliche demokratische Legitimation. Nach dem genauen Grund ihres Protestmarsches befragt, stimmten allerdings nicht alle Demonstranten mit den Veranstaltern überein: „Wir sind nicht konkret gegen die G 8, aber wir sagen, ob die sich treffen oder nicht, die Umweltzerstörung wird sowieso weitergehen“, sagte Michael Koschitzki von der Sozialistischen Alternative (SAV). Eine Studentin ist der Meinung, dass bei den Beschlüssen der Minister auch die Schwellenländer miteinbezogen werden müssten. Dass in diesem Jahr zum ersten Mal auch fünf Schwellenländer an dem Treffen teilnehmen, ist noch nicht bis zu ihr vorgedrungen. Der 19-jährige Martin weiß gar nicht genau, worum es geht. „Ich bin auf Bewährung aus dem Knast, hatte aber Lust auf Demo.“ Martin immerhin trägt ein Jackett. Aber das trägt er sowieso immer.

Eine Absicht der Demonstration hat das Bündnis aber dennoch erreicht. Zschoge formulierte es so: „Wir wollten den Menschen eine Plattform zur kreativen Auseinandersetzung mit der G 8 bieten.“

Gewohnt eindeutig versuchte dagegen Greenpeace gegen das G-8-Umweltministertreffen zu protestieren. Mit ihrem Schiff „Beluga“ waren sie auf dem Jungfernsee vor dem Tagungsort aufgekreuzt. Allerdings misslang das: Nach einem Platzverweis der Polizei brach Greenpeace die Aktion ab. KATHRIN SCHRECK